Ungiftige und trotzdem wirksame Antibewuchsanstriche gesucht
Der Giftstoff Tributylzinn (kurz TBT) ist für Antifoulinganstriche europaweit für alle Schiffe verboten worden, weil er durch seine giftige und hormonähnliche Wirkung starke Schädigungen von Meereslebewesen verursacht hat. Seitdem werden in Antifoulinganstrichen wieder vermehr Kupferverbindungen eingesetzt. Kupfer wirkt gut gegen den tierischen Bewuchs mit Seepocken, Muscheln etc. Gegen den pflanzlichen Bewuchs mit Algen werden zusätzlich organische Biozide eingesetzt, z.B. Diuron, Irgarol 1051 (s-Triazin), Chlorthalonil, Isothiazolin (Sea-NINE 211), Dichlofluanid und Dithiocarbamate. Diese Biozide sind ebenfalls bedenklich für die Meeresumwelt und daher in Schweden, Großbritannien und Dänemark bereits teilweise verboten. Auch für die giftigen Kupferverbindungen kann es durchaus zu einem EU-weiten Verbot kommen, die Frage ist nur, wann. Aus diesen Gründen haben die Hersteller von Antifoulingfarben (u.a. in Projekten mit WWF und LimnoMar) in den vergangenen Jahren intensive Anstrengungen unternommen, um völlig ungiftige Bewuchsschutzsysteme auf den Markt zu bringen.
Antihaftbeschichtungen
Bei Antihaftbeschichtungen wird der Bewuchs nicht durch einen Giftstoff verhindert, sondern beruht auf einem physikalischen Prinzip: Die Oberflächenspannung ist bei Silikonen, Wachsen und Teflon sehr gering und die unerwünschten Organismen können sich hier nicht festsetzen. Die bekanntesten und wirksamsten Vertreter dieser Gruppe sind die Silikonbeschichtungen. Mehrere Hersteller bieten diesen Beschichtungstyp an, der in der Großschiffahrt bereits eingesetzt wird.
Vorteile Professionell applizierte Silikone erzielen eine gute bis sehr gute Wirkung. Bei geringem mechanischen Einfluss kann eine Silikonbeschichtung bis zu 5 Jahre funktionieren.
Nachteile Wie alle Neuentwicklungen sind Silikone z.Zt. noch relativ teuer und können nicht selbst aufgebracht werden. Stattdessen sollte die Applikation durch eine professionelle Firma erfolgen. Diese Zusatzkosten rentieren sich nur, wenn eine Haltbarkeit von mehreren Jahren erzielt werden kann, in denen die Beschichtung allenfalls mit geringem Wasserdruck gereinigt werden darf. Da die Oberfläche der Silikone aber weich ist, trifft dies nur auf Schiffe zu, die: keinem Eisgang ausgesetzt sind, keine Grundberührungen haben, keinen direkten Kontakt mit Stegen, Dalben etc. haben, schonend gekrant und getrailert werden. Weiterhin ist die Entschichtung einer Silikonbeschichtung sehr aufwendig. Eine Überarbeitung von Schadstellen durch professionelle Firmen ist aber möglich.
Biozidfreie erodierende Beschichtungen
Bei der giftigen Variante der erodierenden Antifoulinganstriche löst sich die Oberfläche durch Hydrolyse im Seewasser auf und gibt nach und nach die Gifte ab (selbstpolierende Farben). Bei den biozidfreien Systemen wird dieselbe Matrix benutzt, nur wird das Gift weggelassen und stattdessen die Auflösungsrate erhöht. Angesiedelter Bewuchs fällt während der Fahrt ab, weil sich die Oberfläche der Beschichtung, auf der die Organismen haften, ablöst.