Sechs Nationen tragen sich in die Siegerlisten ein
Halbzeit zur Kieler Woche. Mit einem Feuerwerk über Schilksee in den späten Abendstunden fanden die Regatten der 13 internationalen Klassen mit einem optischen Leckerbissen ihren Abschluss. Sportlich wurden die Wettfahrten am frühen Nachmittag abgeschlossen, emotional mit der Siegerehrung auf der Bühne in der Sailing Arena im Olympiahafen Schilksee.
Dabei hatten gleich sieben deutsche Crews den großen Moment, sich vor heimischem Publikum auf der obersten Stufe des Siegertreppchens zu präsentieren. Insgesamt tragen sich Athleten aus sechs Nationen in die Siegerliste ein. 700 Boote segelten in der ersten Kieler-Woche-Hälfte auf den acht Dreiecksbahnen der Außenförde in insgesamt 280 Wettfahrten. Mit den ersten Starts am Mittwoch steigert sich die Spannung der Kieler Woche noch einmal. Mit vier internationalen und acht Olympia-Klassen, den Eurosaf Para Sailing European Championships in zwei Disziplinen und der Weltmeisterschaft der Laser Radial kämpfen in der zweiten Hälfte Weltklasseathleten um den Sieg vor Kiel.
Volles Programm absolviert
„Es gibt zwei besonders wichtige Tage bei solch einem Event: der erste und der letzte Tag. Der erste hat mit dem schwierigen Wind nicht so geklappt, am letzten hatten wir nahezu perfekte Bedingungen“, analysierte Organisationsleiter Dirk Ramhorst. Vor allem für die Segler auf den Bahnen vor der Eckernförder Bucht war es mit hoher Welle und starkem Wind sehr anspruchsvoll. Insgesamt segelten alle Klassen ein volles Programm, so dass die Kieler Woche mit viel Schwung in ihre zweite Hälfte starten kann.
29er Skiff liegt im Trend
Der Nachwuchsskiff setzt seinen weltweiten Höhenflug fort. Nicht nur die Tatsache, dass 117 Boote auf der Förde am Start waren, sondern vor allem die bunte Nationalitätenmischung zeigt die weltweite Bedeutung des 29ers. Und alle Nationen waren mit Top-Crews vor Kiel dabei. Auf den ersten acht Plätzen flatterten in der Ergebnisliste acht unterschiedliche Nationalflaggen. Beim Sieg der Norweger Mathias Berthet/Alexander Franks-Penty vor Ville Korhonen/Robin Berner (Finnland) und Oscar Engström/Hugo Westberg (Schweden) blieb für die besten Deutschen, Florian Steuerer/Moritz Fiebig (Augsburg), nur Platz elf.
Mit dem stärkeren Wind verflog die Chance auf den 22. Kieler-Woche-Sieg von Wolfgang Hunger. Im Gelben Trikot des Führenden in den Abschlusstag gegangen, konnte sich der Strander mit seinem Vorschoter Julien Kleiner nicht in der Top-Position halten. Stattdessen entriss ihnen das australisch-deutsche Duo Michael Quirk/Holger Jess den Titel. Siebenmal hatte Jess zwischen 1997 und 2007 mit Hunger die Kieler Woche gewonnen, jetzt verhalf der Eckernförder Bootshändler dem Weltpräsidenten auf den Kieler-Woche-Thron. „Am Donnerstag vergangene Woche haben wir das Boot zu Wasser gelassen und zwei Stunden trainiert“, berichtete Jess. Danach lief der 505er aus der Jess-Optimierung auf Höchstgeschwindigkeit. „Der zunehmende Wind hat uns heute in die Karten gespielt, wir sind immer schneller geworden“, so Jess. Das half für das finale Rennen, für das noch fünf Teams Siegchancen hatten.
Rückkehrer auf den Contender-Thron
Nach zehn Jahren steht der Bremer Christoph Homeier wieder auf dem Kieler-Woche-Thron. Der ehemalige Kieler, der inzwischen in Bremen lebt, gehört zur absoluten Weltspitze in der Einmann-Trapezjolle. Nachdem die WM in diesem Jahr bereits in Australien gesegelt worden ist, gehört die Kieler Woche zu den Saisonhöhepunkten in Europa. „Das war eine gute Vorbereitung auf die Europameisterschaft am Gardasee. Ich habe einen neuen Mast, und das Setup passt sehr gut“, sagte Homeier. Allerdings musste er das neue Rigg am Samstag noch einstellen und verpasste so den ersten Start. „Damit bin ich gleich mit einem Streicher in die Serie gestartet. Aber das war ganz gut so – da hatte ich gleich eine Sorge weniger“, sagte Homeier mit einem Schmunzeln. Er ließ den Dänen Jesper Nielsen und Jörg Schlienkamp (Haltern) hinter sich.
Der Patzer zum Start in die Serie konnte die Kat-Segler Martin Friedrichsen/Björn Wendel (Flensburg) nicht stoppen. Während sie die erste Wettfahrt wegen eines falschen Tonnenmanövers aufgeben mussten, gewannen sie im Laufe der Tage immer mehr an Sicherheit. Die neue Crew-Konstellation überzeugte vor allem durch hohes Speedpotenzial und ließ sich auch durch den Endspurt der Lübecker Dieter Maurer/Katrin Oldenburg nicht beeindrucken. Nach elf Wettfahrten eroberten Friedrichsen/Wendel Kieler-Woche-Gold vor Maurer/Oldenburg und dem Olympia-Teilnehmer von 1984, Eckart Kaphengst, der mit seiner Tochter Tine-Marie segelt.
Gut gerüstet für die Heim-WM im Europe
Der Flensburger Fabian Kirchhoff ist für die Heim-WM der Europes im August vor Kühlungsborn auf einem guten Weg. In Kiel legte er eine beeindruckende Serie von Platzierungen in den Top-5 bei den verschiedenen Bedingungen hin. Zum Gesamtsieg allerdings reichte es nicht. Der Norweger Lars Johan Brodtkorb war nicht zu schlagen. Ein dritter Platz war der Ausrutscher des Ausnahmeseglers. Und so ging der Sieg wie bereits 2016 und 2013 an den Norweger. Kirchhoff kletterte am Schlusstag noch auf Platz zwei und ließ den Dänen Kristian Medina Präst hinter sich.