Ferien auf dem Hausboot sind der optimale Einstieg in die Bootswelt: Führerscheinfrei tuckern wir in gemächlichem Tempo die Wasserstraße entlang, sind unterwegs, ohne auf Komfort zu verzichten und erleben die Natur, ohne kalte Füße zu bekommen. Gemeinsam mit Hausboot-Expertin Dagmar Rockel-Kuhnle werden die wichtigsten Fragen nach dem „Wie“, „Wo“ und „Was“ hier und jetzt beantwortet.
Hausbootfahren kann jeder! Mit Führerschein oder ohne, als Familie oder reiner Mädelstörn, zum Gruppenausflug oder als romantische Auszeit für Paare – Bootsferien sind das, was man draus macht! Egal ob Sie nebenbei Tauchen, mit dem SUP oder Kanu los wollen, die Angel hervor holen oder einen Teil der Strecke mit dem Fahrrad fahren möchten, kaum ein Urlaub ist so vielseitig wie Ferien auf dem Hausboot.
Die Anreise ist unkompliziert mit dem eigenen Auto oder mit Bus und Bahn möglich. Unterwegs ist man dann mit einer Top-Speed von 8 bis 11 Kilometern pro Stunde – wundern Sie sich nicht, wenn Sie von Radfahrern oder Inlineskatern auf dem Treidelpfad überholt werden. Aber wie geht das eigentlich? Was gibt es zu beachten? Hier sind Dagmar Rockel-Kuhnles Tipps.
Tipp 1: Rechtzeitig Buchen!
Die größte Auswahl an Booten und Revieren hat man im Januar. Bis Ende Februar wird es stetig weniger – sobald die Sonne wärmt, sind die letzten Boote für die Hauptsaison weg. Gerade Bootcrews, die in den Ferien in einem Bundesland wie Nordrhein-Westfalen, Bayern oder Baden-Württemberg ablegen wollen, sollten sich jetzt wirklich kümmern. Wer flexibel in Sachen Revier und Zeit ist, kann immer mal auf den Webseiten der Charterunternehmen nach Last-Minute-Angeboten schauen, hier sind Rabatte bis zu 20 Prozent drin, aber man bekommt eventuell nicht das Traumboot, sondern eben ein anderes.
Tipp 2: Prioritäten setzen
Bevor man sich in den endlosen Weiten des Internets mit Revierbeschreibungen, Bootsgrundrissen und technischen Fragen beschäftigt, sollte man für sich definieren, was den perfekten Urlaub ausmacht. Beantworte dir folgende Fragen: Was ist mir am wichtigsten? Das Boot? Der Reisezeitpunkt? Das Revier? Je nachdem, wie man seine Prioritäten setzt, scheiden damit schon bestimmte Charterfirmen aus, weil sie in dem Wunschrevier vielleicht nicht vertreten sind, oder das Wunschboot nicht in der Flotte haben.
Tipp 3: Charterfirma finden
Gerade Einsteiger sollten für ihren ersten Törn eher eine große, etablierte Charterfirma wählen. Wenn man selbst noch etwas unsicher ist, tut es gut, einen wirklich verlässlichen Partner zur Seite zu haben. Von eingespielten Abläufen und Qualitätsstandards, über reichlich Erfahrungen mit Einsteigern bis hin zu erprobten Abläufen für Ungewohntes und einer 24-Stunden-Notruf-Bereitschaft profitiert man bei diesen Anbietern auch von klaren Vertragsverhältnissen.
Hier ist man auch vor Fake-Firmen geschützt, die gerade in der Vergangenheit mit erstaunlich gut gemachten Webseiten Chartercrews um ihre Anzahlung betrogen haben.
Über Kuhnle-Tours
Kuhnle-Tours vermietet und vermittelt seit über 40 Jahren Hausboote in Europa. Aktuell umfasst die Flotte etwa 150 Boote für 2 bis 12 Personen, die in Frankreich (Elsass-Lothringen) und in Deutschland an vier Standorten an Chartercrews übergeben werden. Zwischen den Basen in Berlin-Zeuthen, Zehdenick, Malchin, Priepert und dem Hauptsitz an der Müritz in Mecklenburg sind führerscheinfreie und führerscheinpflichtige Einfachfahrten möglich. Zur Unternehmensgruppe gehört eine eigene Werft, auf der die Boote vom Typ Kormoran, Aquino und Febomobil gebaut werden. Infos zu Booten, Törns, Revieren und Terminen gibt es unter kuhnle-tours.de. Außerdem unterhält das Unternehmen mit fluvius-magazin.de ein Bootsgeschichten-Portal mit Törnberichten und allerhand Lesenswertem aus der Bootswelt. Videos zu Booten und Schulungsfilme zum Thema Bootfahren gibt es auf dem YouTube-Kanal.
Tipp 4: Revier auswählen
Zum Bootfahren braucht man nicht mehr als Wasser, ein Boot und gerne etwas Sonne. Jedes Revier überzeugt mit seinen Eigenheiten: Die Seen in Mecklenburg und Brandenburg laden mit ihrem sauberen Wasser zum Baden ein, an den französischen Kanälen gibt es spektakuläre Wasserbauwerke wie Schiffstunnel und das Schiffshebewerk zu sehen. Außerdem laden lauschige historische Altstädte zum Stadtbummel ein. Irland erfreut mit seiner Pub- und Musikkultur, die masurischen Seen mit günstigen Restaurants und die Niederlande mit einer Mischung aus allem. Jedes Crewmitglied sollte auf seine Kosten kommen: Was es auch sei, Dagmar Rockel-Kuhnles Rat ist, beim ersten Törn die Bucket-List noch nicht zu vollzupacken, damit genügend Zeit bleibt, die Jungfernfahrt zu genießen.
Führerscheinrecht
Wer überall auf Deutschlands Binnengewässern mit schnellen Booten (mehr als 15 PS Leistung) fahren möchte, benötigt dafür den Sportbootführerschein Binnen. Der ist mit einigermaßen vertretbarem Lernaufwand innerhalb von einem Wochenende bei entsprechenden Bootsfahrschulen gemacht. Mit dem deutschen Führerschein darf man in der Regel auch ausländische Binnengewässer befahren. Für das Bootfahren OHNE Führerschein gibt es auf deutschen Binnengewässern zwei Ausnahmeregeln:
Das Boot hat weniger als 15 PS – dann darf man in ganz Deutschland fahren (ausgenommen ist die Strecke auf 6,5 km vorm Kanzleramt in Berlin).
Im Rahmen der Charterscheinregelung darf man führerscheinfrei mit mehr als 15 PS Motorleistung unterwegs sein, wenn die Boote nicht schneller als 12 km/h fahren können. Achtung: Dies zählt nur auf speziell dafür ausgewählten Gewässern.
Weitere Einzelheiten stehen in der Sportbootvermietungsverordnung Binnen. In Polen und Frankreich gibt es ähnliche Regelungen. Führerscheinfrei Hausbootfahren kann man außerdem in Italien, den Niederlanden, Irland und vielen anderen Ländern.
Tipp 5: Extras checken
Was ist inklusive, was nicht? Bettwäsche, Rettungswesten für Kinder, Bordgrill, Endreinigung: Überlegen Sie sich vorab, welche Extras Sie brauchen und was Sie selbst mitbringen oder erledigen können. Inklusive sollte auf jeden Fall die technische Einweisung ins Boot und auch die Charterschein-Einweisung für Crews ohne Bootsführerschein sein. Auch eine passende Rettungsweste für jedes Crewmitglied sowie eine Wasserstreckenkarte sollte kostenlos an Bord sein. Sinnvoll ist es, mindestens ein Fahrrad an Bord zu haben, damit man kleinere Besorgungen an Land erledigen kann. Einen Blick sollten Sie auch auf die Inventarliste des gecharterten Bootes werfen. Aber: Mit dem Hausboot ist man nicht außerhalb der Zivilisation unterwegs, das versenkte Kartoffelschälmesser oder vergessenes Mückenspray kann leicht nachgekauft werden.
Tipp 6: Vorbereitung & Durchführung
Bleib locker, der erste Hausboot-Törn muss nicht komplett durchgeplant sein. Wenn du dir was Gutes zur Vorbereitung tun willst, besorge dir die Charterfibel von Quick Maritim Medien und einen Törnführer für das Revier. Bei manchen Charterfirmen oder Agenturen ist der Törnführer im Preis enthalten, auf jeden Fall haben die Firmen einen guten Überblick, welche Bücher empfehlenswert sind.
Nimm dir nicht zu viel vor: Mit einem Hausboot fährst du zwischen 20 und 40 Kilometer am Tag, wenn du noch nebenbei Urlaub machst. Eine Schleusung dauert im Durchschnitt 30 bis 40 Minuten – plane eine gemütliche Mittagspause mit ein und auch einen Nachmittag, den du vor Anker vertrödeln kannst.
Ja, die gibt es und sie werden auch dir passieren. Das Handy versenkt, den Dalben beim Festmachen verfehlt, die Box erst im dritten Anlauf getroffen – das alles passiert auch Crews, die schon ewig auf dem Wasser unterwegs sind. Bewahre Ruhe und Humor – der größte Fehler, den du machen kannst, wäre der, gar nicht erst loszufahren und das große Abenteuer auf dem Wasser zu verpassen.
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