Frauen im Boardsport 2019

Hallo Fiona, danke, dass du dir die Zeit genommen hast, mit uns anlässlich des Internationalen Frauentages über deine Erfahrung als professionelle Stehpaddlerin und deine aktuellen Aktivitäten zu sprechen, nachdem du zum dritten Mal in Folge die SUP Wave Masters auf der boot Düsseldorf 2019 gewonnen hast.

Fiona Wylde: Danke, dass ihr mich eingeladen habt!

Kommst Du gerne nach Düsseldorf zur boot?

Absolut! Ich bekomme nicht viele Möglichkeiten, im Laufe des Jahres bei Indoor-Veranstaltungen anzutreten, so dass dieses Event wirklich besonders ist. Ich freue mich sehr, all die neue Ausrüstung zu sehen, die die Marken für die kommende Saison präsentieren. Es ist so cool zu sehen, wie sich die Sportarten von Jahr zu Jahr weiterentwickeln!

Was ist das Besondere an der boot Düsseldorf für Dich?

Für mich sind es die Leute, die die boot Düsseldorf so besonders machen. Starboard Deutschland hat mich in den letzten Jahren sehr herzlich willkommen geheißen, und ich liebe es, zurückzukommen zur Messe und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Inzwischen sind wir alle so gute Freunde, dass es fast wie ein Familientreffen ist, wenn ich jedes Jahr zurückkomme.

Wie vergleichbar ist Indoor SUP Surfen auf einer stehenden Welle mit dem echten Erlebnis am Strand?

Es ist schon ganz anders, aber für mich ist das Beste daran, wie intensiv ich auf THE WAVE in kurzer Zeit trainieren und besser werden kann. Da sie stationär ist, kannst du neue Manöver ausprobieren und an deinen Turns arbeiten, und du bekommst dabei mehr Chancen sie zu üben als bei einer Session auf dem Meer. Das macht wirklich Spaß, denn man sieht eine echte Fortschritte beim Surfen und ich fühle, dass ich mich in kurzer Zeit wirklich verbessere.

Obwohl du gerade erst Anfang zwanzig bist, hast du bereits eine beeindruckende Sammlung von Titeln und Auszeichnungen vorzuweisen: Top 3 der World Paddle League, Podiumsplätze bei verschiedenen Weltcup-Rennen, SUP Racing World Champion 2016, Windsurfer of the Year in den USA mit gerade einmal 15 Jahren, um nur einige zu nennen. Was ist das Geheimnis deines Erfolgs?

Vielen Dank! Ich denke, das wichtigste Teil des Puzzles ist, den Weg zu genießen. Ich liebe das, was ich tue und habe es immer genossen. Je mehr Spaß ich habe, desto erfolgreicher bin ich. Ich versuche, es nicht zu erzwingen, sondern genieße es und arbeite hart an meinen Zielen!

Deine Geschichte ist in gewisser Weise etwas Besonderes. Du bist schon immer sehr offen mit deiner im Jahr 2015 diagnostizierten Diabetes umgegangen. Wie hat sich das auf deine SUP- und Surfkarriere ausgewirkt? Musstest du deinie Pläne ändern?

Im Jahr 2015 wurde bei mir im Alter von 18 Jahren Typ-1-Diabetes diagnostiziert. Das war ein großer Schock für mich und meine Familie. Zu der Zeit war ich gerade dabei, die High School zu beenden und hatte bei Starboard unterschrieben. Es war mein Traum, Profisportler zu werden, und gerade als meine Träume wahr wurden, kam Typ-1-Diabetes auf den Tisch. Ich wollte meine Träume nicht aufgeben, nur weil ich eine Krankheit hatte. Zum Glück für mich ist Typ-1-Diabetes durch Insulin und einen gesunden Lebensstil beherrschbar. Es ist keineswegs einfach, aber ich liebe das, was ich tue zu sehr, um es aufzugeben. Glücklicherweise musst du das nicht aufgeben, wenn du Typ-1-Diabetes hast, du musst nur besser planen.

Wenn ich jetzt reise, reise ich immer mit Ersatzinsulin, reise immer mit Essen, trage einen Dexcom, der meinen Blutzucker kontinuierlich überwacht, und versuche, Training und Ruhephasen in Einklang zu bringen. Ich habe durch den Typ-1-Diabetes tatsächlich viel mehr über meinen Körper gelernt.

Was sind deine Erfahrungen in der Welt des Surfens als Mädchen und junge Frau? Macht es für dich einen Unterschied, ob du mit Frauen oder Männern surfst oder paddelst?

Was für eine ausgefallene Frage, danke, dass du sie gestellt hast. Meine spontane Antwort ist, dass es für mich keinen Unterschied macht, aber in der Realität ist es anders, eine Frau auf dem Wasser zu sein. Ich hatte so viele Sessions, in denen ich die einzige Frau auf dem Wasser war. Meistens sind alle cool und sehen mich nicht anders an. Ab und zu gibt es einen Kerl, der nicht glaubt, dass ich eine Welle schaffen werde und bei mir vorbeikommt. Und ja, das ärgert mich echt! Aber nachdem ich ein paar Wellen abgeritten habe und alle sehen, dass ich surfen kann, dann sind alle entspannt.

Was denkst du, wie sieht deine Erfahrung als professionelle Surferin im Vergleich zu deinen männlichen Kollegen aus?

Ich würde nicht anders sein wollen als ich es bin. Ich bin wirklich glücklich, wo ich in meiner Karriere stehe und was meine harte Arbeit gebracht hat. Glücklicherweise gibt es bei den meisten SUP Races und Surf Contests, an denen ich jetzt teilnehme, das gleiche Preisgeld für Männer und Frauen. Das ist eine enorme Verbesserung, seit ich mit Wettkämpfen begonnen habe, und ich bin froh, dass Frauen die Anerkennung erhalten, die harte Arbeit verdient.

Auf der Sponsoring-Seite gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten. Ich weiß, dass ich als professioneller Stehpaddler nicht in gleicher Weise bezahlt werde wie einige meiner männlichen Kollegen, aber ich bin mir sicher, dass sich das in Zukunft ändern wird. In unserem Sport sind Männer und Frauen gleichermaßen wichtig für die Förderung von Marken, den Gewinn von Wettbewerben und in Fotoshootings.

Ist Surfen und/oder SUP eine Sportart, die du jungen Mädchen empfehlen würdest? Haben wir genügend weibliche Surferinnen / SUP-Paddlerinnen oder würdest du gerne mehr von ihnen sehen?

Surfen und Stand Up Paddeln ist ein perfekter Sport für Mädchen und Frauen jeden Alters! Einer der besten Aspekte des Wassersports ist der gesunde Lebensstil, der ihn umgibt. Auf dem Wasser zu sein hält dich fit, gesund und du lernst ständig etwas Neues und forderst dich selbst auf neue Weise heraus. Manchmal, ganz abgesehen vom Surfen, liebe ich es einfach, das Wasser und das Wetter zu beobachten, das über die Orte hinwegzieht. Das lehrt mich Geduld und ein Bewusstsein für meine Umgebung, die sich in meinem Alltag widerspiegeln. Ich denke, je mehr Mädchen das Surfen lernen wollen, desto besser!

Was wäre dein Rat an ein junges Mädchen, das davon träumt, eine Profi-Surferin oder Profi-SUPlerin zu werden?

Du kannst es schaffen! Ich hatte nichts anderes als einen Traum, als ich meine Karriere begann. Das Wichtigste ist, nicht aufzugeben. Egal welche Barrieren dir im Weg stehen, wenn du etwas willst, kannst du hart arbeiten und es bekommen.

Erzähl uns etwas über deine Pläne für den Sommer 2019? Wo können wir dich auf dem Board erleben?

Ich habe eine sehr ereignisreiche Saison vor mir, aber freue mich auf jedes Event darin! Ich werde an allen Stationen der APP World Tour teilnehmen, die auf Hawaii, in London, Japan, Kalifornien, New York, Barbados und den Kanarischen Inseln stattfinden. Außerdem könnt ihr mich in Europa, meiner Heimatstadt Hood River, Oregon, in Brasilien und wieder in Kalifornien am Start sehen. Ich werde sowohl an SUP-Rennen als auch an SUP-Surf-Events teilnehmen, also werde ich so viel wie möglich trainieren. Das Besondere an SUP sind all die erstaunlichen Menschen, die ich aus verschiedenen Teilen der Welt getroffen habe. Ich liebe es zu reisen und fühle mich so glücklich, mit meinen Sportarten zu reisen!

Kommst du im Januar 2020 zurück nach Düsseldorf, um deinen Titel zu verteidigen?

Auf jeden Fall hoffe ich das!