Umsatzsteigerungen in fast allen Marktsegmenten
Nach einer sehr erfolgreichen boot Düsseldorf 2017 und einem guten Messenach-geschäft ist die Wassersportwirtschaft in Deutschland mit großem Optimismus in die Wassersportsaison gestartet. Die hohen Erwartungen wurden erfüllt. Die Wassersport-wirtschaft erwartet 2017 mit mehr als 2 Mrd. Euro einen Rekordumsatz an maritimen Gütern und Dienstleistungen.
Die Wassersportbranche brummt. So könnte man das Ergebnis der Konjunkturumfrage des Bundesverbandes Wassersportwirtschaft zur Jahresmitte 2017 zusammenfassen. 86,6% der befragten Unternehmen bewerten die aktuelle Geschäftslage gleich gut oder besser im Vergleich zum Vorjahr. Dies ist der höchste Wert seit der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008/2009.
Auch international ist ein deutlicher Aufwärtstrend spürbar. Die Eurozone verzeichnet nun bereits im 5. Jahr in Folge Wirtschaftswachstum. Dabei hat der Aufschwung deutlich an Breite gewonnen. Die fünf größten Volkswirtschaften der Eurozone (Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Niederlande) befinden sich allesamt auf Wachstumskurs. Lediglich Italien fällt mit einem Wirtschaftswachstum von etwa 1% noch etwas ab. Für 2017 erwartet die EU Kommission ein Wirtschaftswachstum (BIP) von 1,9% für die Eurozone insgesamt.
Von der verbesserten gesamtwirtschaftlichen Lage profitiert auch die maritime Wirtschaft in Europa. Das Vertrauen in eine positive wirtschaftliche Entwicklung nimmt weiter zu und beflügelt den privaten Konsum.
Die Entwicklung der maritimen Wirtschaft in Deutschland bewegt sich ebenfalls im Gleichschritt mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Die Bundesregierung hat aufgrund der robusten Konjunktur ihre Wachstumsprognose für 2017 von 1,5 auf 2% und für das kommende Jahr von 1,6 auf 1,9% angehoben. Die Kauflust der Verbraucher bleibt ungebrochen. Die angesichts der guten konjunkturellen Lage von den Verbrauchern erwarteten Einkommenssteigerungen dürften die Binnennachfrage weiter stärken und aufgrund des anhaltenden Zinstiefs kaum den privaten Rücklagen zugeführt werden.
Positiver Trend in allen Marktbereichen
Besonders positiv: Fast alle Branchensegmente profitieren von dem ungebrochenen Aufwärtstrend – wenngleich in unterschiedlichem Umfang. Primus bleibt der Bereich „Service & Wartung“. Keines der befragten Unternehmen sprach von Umsatzrück-gängen im Vergleich zum Vorjahr: 100% Zufriedenheit, mehr geht nicht! Seit Jahren nimmt die Anzahl der Bootseigner zu, die ihr bestes Stück lieber von einem Fachbetrieb warten lassen, als selbst Hand anzulegen.
Der Erfolg dieses Marktbereiches hat allerdings auch seine Schattenseiten. Viele Unternehmen arbeiten inzwischen an der Kapazitätsgrenze. Das führt zu Engpässen in der Saison und beeinträchtigt die Kundenzufriedenheit. Dringend notwendiges zusätzliches technisches Personal hingegen ist Mangelware.
Auch in den übrigen Marktsegmenten gibt es weit überwiegend strahlende Gesichter. Der Bereich „Ausrüstung & Zubehör“ konnte im Vorjahresvergleich noch einmal deutlich zulegen. Im Schnitt bewerten 90% der Unternehmen die aktuelle wirtschaftliche Lage in diesem Segment positiv. Ein wichtiger Grund für die positive Entwicklung ist das mit 61 Jahren vergleichsweise hohe Durchschnittsalter der Bootsbesitzer. Ältere Bootsfahrer verbringen mehr Zeit auf ihren Yachten und wünschen sich hinsichtlich Komfort und Sicherheit einen hohen Ausrüstungsstandard an Bord. Hochwertiges Zubehör wie Heiz-, Kühl- und Kochtechnik, aber auch Multimediaausstattungen stehen daher auf der Wunschliste ganz weit oben.
Hinzu kommt, dass vorhandene Yachten länger genutzt werden. Das erfordert regelmäßige Investitionen in den Werterhalt der Yachten. Umsatz und Gewinn wachsen im Ausrüstungsbereich jedoch nicht proportional. Der Wettbewerbsdruck nimmt erheblich zu. Der Umsatz verlagert sich zudem immer mehr in den Onlinebereich. Das erfordert neue Geschäftsstrategien in einer Branche, die lange Zeit sehr auf den stationären Handel gesetzt hatte.
Der Bereich „Bootscharter/Bootsvermietungen“ bleibt ebenfalls auf Wachstumskurs. Gerade bei jüngeren Kundengruppen gilt: Nutzen ist wichtiger als Besitzen. Nicht die eigene Yacht steht im Fokus des Interesses, sondern der Spaß an der Freizeitaktivität. Das beflügelt das Vermietgeschäft. Im Bereich Yachtcharter berichten die Unternehmen sowohl bei Inlands- als auch bei Auslandsdestinationen von Umsatzzuwächsen zwischen 5 und 8%.
Aber es gibt auch Destinationen mit Umsatzeinbußen, wie beispielsweise die Türkei, die aus politischen Gründen erhebliche Einbrüche zu verzeichnen hat oder die Karibik, in der der Hurrikan „Irma“ eine Spur der Verwüstung auch in den Marinas hinterlassen hatte. In welchem Maße die Buchungssaison in der Karibik dadurch betroffen sein wird, lässt sich gegenwärtig noch nicht abschließend sagen.
Doch auch in Deutschland hat das Wetter einen erheblichen Einfluss auf die Buchungen. Ein schlechter Sommer macht sich im Yachtbereich zumeist erst im Folgejahr bemerkbar, im Kanubereich jedoch unmittelbar. Hochwasser und starke Regenfälle während des ohnehin nicht berauschenden Sommers, häufig ausgerechnet an den Wochenenden, haben in diesem Segment zumindest regional zu Umsatzeinbußen geführt.
Die traditionelle Vermietung von Booten und Yachten dürfte in den kommenden Jahren facettenreicher werden. Hintergrund ist der ständig wachsende Wunsch der Kunden nach größerer zeitlicher und geografischer Flexibilität. Das Stichwort lautet „Fractional Ownership“. Dabei erwirbt der Käufer einen (kleinen) Anteil an einer Yacht (zeitliches Nutzungsrecht), ist aber gleichzeitig berechtigt, andere, vergleichbare Yachten entsprechend des erworbenen Nutzungsanteil an den verschiedensten Orten zu benutzen. Das ist keine neue Idee und beispielsweise bei Privatflugzeugen längst Realität. Im Bootsbereich beginnen sich verschiedene Unternehmen, auch Werften, mit diesem Thema zu beschäftigen.
Umsatzplus im Neubootgeschäft
Im Neubootsegment rechnen die Hersteller mit deutlichen Umsatzzuwächsen. Diese Entwicklung ist das Resultat des anhaltenden Trends zu größeren Yachten. Hinzu kommt, dass die Nachfrage nach Segel-Katamaranen weiterhin zunimmt.
Diesem Trend folgen natürlich auch die beiden führenden deutschen Bootshersteller Bavaria und HanseGroup. Nachdem Bavaria bereits 2014 Nautitech übernommen hatte, erwarb das Investment-Unternehmen Aurelius, die Mutter der HanseGroup, nun den französischen Kat-Hersteller Privilège.
Insgesamt lässt sich sagen, dass die in der Folge der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 notwendig gewordenen Restrukturierungsmaßnahmen inzwischen abgeschlossen sind. Die beiden führenden deutschen Yachthersteller haben sich auf die veränderten Marktverhältnisse eingestellt und befinden sich auf Wachstumskurs. Die HanseGroup beispielsweise wies für das Geschäftsjahr 2016/17 bei einer Umsatzsteigerung von 12% auf knapp 129 Mio. Euro erstmalig seit 8 Jahren wieder einen Gewinn aus.
Für das gute Marktumfeld spricht auch die große Anzahl an Neuheiten, die von den deutschen und internationalen Bootswerften für die Saison 2018 vorgestellt wurden oder anlässlich der boot Düsseldorf im Januar noch vorgestellt werden.
Der Trend zu größeren Yachten ist auch im Motoryachtbereich sichtbar. Anders als im Segelbootsegment wächst aber hier auch die Nachfrage nach kleineren, trailerbaren und mit Außenbordmotoren ausgestatteten Booten.
Geringere Unterhaltungskosten bei gleichzeitig höherer Flexibilität geben für viele Käufer den Ausschlag. Dieser Trend wird durch die Bootsmotorenstatistik des Verbandes bestätigt. Im Leistungsbereich über 60 PS hat der Absatz an Außenbordmotoren im Vergleichszeitraum 1-6/2016 zu 1-6/2017 um 19,6% zugenommen.
Die Unternehmen lassen keinen Zweifel daran, dass sich aus ihrer Sicht die positive Entwicklung weiter fortsetzen wird. 79,6% der Unternehmen (Vorjahr: 80,6%) glauben, dass sich die maritime Konjunktur mittelfristig besser oder zumindest gleich gut entwickeln wird.
Abgesehen von der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung bleibt das Interesse am Wassersport ungebrochen.
Dazu hat auch die bundesweite Kampagne für den Bootssport START BOATING beigetragen. Rund 2,2 Mio. Menschen wurden 2017 über die sozialen Netzwerke erreicht und mit Informationen über den Bootssport versorgt. Weit mehr noch haben über regionale Radiosender und Online-Dienste Notiz vom Bootssport genommen. Auf diese Weise gewinnt der Bootssport an Präsenz in breiten gesellschaftlichen Schichten und an Bedeutung als trendige Freizeitsportalternative. Information allein reicht jedoch nicht. Deshalb bietet die Kampagne die Möglichkeit, den Bootssport auf regionalen Bootsevents kostenlos auszuprobieren. Hierfür stehen Segel- und Motorboote zwischen 4 und 10 m Bootslänge zur Verfügung. Von diesem Angebot haben 2017 fast 3.700 Personen Gebrauch gemacht und sich für den Bootssport begeistert.
Gute Gebrauchtboote werden Mangelware
Nach Berechnungen des Verbandes wechseln jährlich ca. 18.000 Gebrauchtboote den Besitzer. Für die jährlich rund 6.000 Neueinsteiger in den Bootssport stellen gut gepflegte Gebrauchtboote die erste Wahl dar. Viele Neueinsteiger möchten den Bootssport erst einmal in Ruhe ausprobieren, bevor sie sich für eine neues und entsprechend teures Boot entscheiden.
Entsprechend hoch ist die Nachfrage. Während mehrere Jahrzehnte alte Schätzchen meist Ladenhüter bleiben, finden gute Gebrauchte schnell einen neuen Besitzer.
Tauchsport
Die weltgrößte Tauchsportmesse für Verbraucher findet auf der boot Düsseldorf statt und sie wird, wie in den vergangenen Jahren, bis auf den letzten Quadratmeter ausgebucht sein. Dennoch tut sich die Branche schwer. Die wichtigste Tauchsportdestination Ägypten erholt sich nur langsam und bleibt aufgrund der politischen Lage fragil. Starke Rückgänge gibt es ebenfalls in der Türkei, deren Küste durchaus für den Tauchsport geeignet ist. Damit fallen Reviere, die in der Vergangenheit für stetigen Tauchsportnachwuchs gesorgt haben, zumindest teilweise aus. Entsprechend ist die Umsatzentwicklung, die sich im Bereich Tauchsportzubehör auf dem Vorjahresniveau bewegt. Durchgreifende positive Impulse sind derzeit nicht zu erwarten.
Positiver Ausblick
Nach einer erfolgreichen Wassersportsaison 2017 blickt die Branche mit Optimismus auf die kommende Saison. Tatsächlich gibt es aktuell keinerlei Anzeichen für eine nachlassende maritime Konjunktur. Positive wirtschaftliche Rahmenbedingungen und ein anhaltend niedriges Zinsniveau sorgen für einen robusten privaten Konsum. Schließlich ist es allemal besser, die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel in eine wertstabile Yacht zu investieren und dauerhaften Freizeitspaß zu genießen, als sich über ausbleibende Zinsgutschriften zu ärgern.
Köln, Oktober 2017
Bundesverband Wassersportwirtschaft e.V.
Gunther-Plüschow-Str. 8
50829 Köln
Ansprechpartner: Jürgen Tracht
Tel.: +49 221 59 57 115
Fax: +49 221 59 57 110
mailto: tracht@bvww.org
Web: www.bvww.org
www.entdecke-wassersport.de