07.10.2021
Von Marcus Krall, Boots(fach)mann
Das Chartern einer Yacht ist eine tolle (und auch bezahlbare) Möglichkeit, einen exklusiven Traumurlaub auf dem Meer zu verbringen. Charterer erleben „Coastal Tourism“ aus einer neuen Perspektive.
Charterurlaube erfreuen sich immer größerer Beliebtheit – nach einem durch die pandemische Lage verzögerten Start, lief die Saison 2021 auf Hochtouren an und Charterbetriebe freuten sich über zahlreiche Anfragen und Buchungen. Viele Unternehmen verzeichneten einen mindestens doppelt so hohen Umsatz als im durch die Corona-Lage sehr diffizilen Sommer 2020. „Wir verzeichnen ein Plus von 97,5 Prozent weltweit und in Griechenland sogar von 115 Prozent. Die Nachfrage ist deutlich höher in Ländern und Marinas, die leicht von Zentraleuropa mit dem Auto zu erreichen sind und die einen stabilen lokalen Markt aufweisen, zum Beispiel Frankreich oder Italien“, so Fanis Kiriacoulis, CEO von Kiriacoulis Mediterranean und somit einem der größten Vercharterer überhaupt. „Und ja, die Nachfrage für Charteryachten ist tatsächlich höher als die beim regulären Tourismus.“ Die Möglichkeit, vom Deck einer Yacht aus, die schönsten Häfen und Strände zu erkunden, ganz unabhängig von den etwaigen Kontaktbeschränkungen an Land, sorgt momentan für eine rege Nachfrage. Und obwohl beim Chartern – genau wie bei vielen anderen Luxussegmenten – den Preisen nach oben hin kaum Grenzen gesetzt sind, ist das Chartern kleinerer Yachten für etwa vier bis fünf Personen auch für Normalverdiener durchaus bezahlbar.
Kleinere Yachten zwischen 10 und 15 Metern sind dabei bereits zu einem erschwinglichen Preis zu haben; in Griechenland oder Kroatien zum Beispiel liegen die Preise während der Hauptsaison für eine solche Yacht (ohne Crew und Skipper) ab 1000 – 1500 Euro pro Woche. Der niedrige Preis ist aber nicht der einzige Vorteil einer kleinen Yacht. Sie können auch in stillen, flachen Buchten vor Anker gehen, die größeren Yachten aufgrund des Tiefgangs verwehrt bleiben. In Yachthäfen finden Sie mit einem kleineren Format fast immer noch einen Liegeplatz. Und was das Thema Komfort angeht: Auch kleine Yachten bieten meist genügend Annehmlichkeiten und Raum, um einen entspannten Urlaub zu verbringen; insbesondere als Familie oder zu zweit.
Wie bucht man eine Charteryacht?
Um eine Yacht zu chartern, müssen Charterer zuerst einmal die für sie passende finden. Dafür gibt es zahlreiche Online-Portale, die sie durchstöbern und miteinander vergleichen können. Ist das Traumangebot gefunden, wird als nächstes ein Angebot angefordert. Sagt dieses zu, wird nach der Buchung und eingegangener Buchungsbestätigung die Rechnung zugeschickt. Erst dann folgt der Chartervertrag – oft per Post. Hier sollte man darauf achten, dass ein Chartervertrag unbedingt die Daten des Charterers (Name, Adresse, Telefon, Mail), den Ausgangs- und Endhafen, das Charterdatum sowie die gewünschte Yacht enthalten muss. In der Regel sind 30 – 50 Prozent des Charterpreises sofort zu entrichten, während die Restzahlung vier Wochen vor Törnbeginn fällig ist. Erst nach der zweiten Zahlung erhalten die Kunden die letzten Unterlagen mit Informationen zu Liegeplatz und Ansprechpartner, gegebenenfalls einen Bordpass und eine Anfahrtsskizze.
Bevor man eine Buchung vornimmt, sollte man sich allerdings vergewissern, dass man auch die nötigen Voraussetzungen erfüllt, um das Boot überhaupt fahren zu dürfen. Obwohl für das Segeln auf hoher See offiziell kein Führerschein erforderlich ist, verlangen die meisten Vercharterer von Segelyachten jedoch zumindest einen entsprechenden Qualifikationsnachweis – das heißt, Sie müssen eine bestimmte Anzahl gefahrener Seemeilen mit einem ähnlichen Modell vorweisen können. Bei einer Charter-Reise mit Skipper oder einer sogenannten Crewed Charter, bei der eine Yacht samt Skipper (und Mannschaft) gemietet wird, ist selbstverständlich kein Segel- oder Führerschein vonnöten, da das Führen des Schiffes hier anderen überlassen wird.
Die folgende Aufstellung zeigt, welche Scheine in welchem europäischen Land nötig sind:
Ostsee
Sportbootführerschein See (SBF-See), für ausrüstungspflichtige Yachten: Funksprechzeugnis, Fachkundenachweis für Signalmittel
Niederlande
SBF-See/SBF-Binnen für Boote ab 15m und Motorboote schneller als 20km/h
Frankreich
SBF-See
Griechenland
SBF-See, zweites Crewmitglied mit Segelschein oder zumindest Erfahrungsnachweis
Italien
SBF-See/SBF-Binnen, Internationaler Bootsschein (IBS), bei verbautem Funkgerät: Funksprechzeugnis
Türkei
SBF-See, Vercharterer verlangen oft einen Sportküstenschifferschein (SKS)
Kroatien
SBF-See, Funksprechzeugnis
Spanien
SBF-See
Die richtige Wahl treffen
Bei der Auswahl der Yacht und damit auch des Fahrtgebiets sollte man sich Zeit lassen, denn damit steht und fällt der Traumurlaub. Charterer sollten sich gut überlegen, wie ihre Erwartungen sind und was sie sich von einem Törn erhoffen. Berücksichtigen Sie bei der Wahl der Destination und Route Ihres Törns die Belastbarkeit und Erfahrung Ihrer Mitreisenden. Wenn nur Erwachsene reisen, kann der Törn mitunter etwas länger dauern, als wenn beispielsweise lediglich der (unerfahrene) Partner oder kleinere Kinder mit an Bord sind.
Überlegen Sie sich außerdem, was Ihnen und Ihrer Besatzung am Zielort wichtig ist: ein schöner Strand, eine interessante Stadt oder die totale Ruhe in einer Ankerbucht. Anfänger sollten zudem lieber ein ruhigeres Fahrgebiet wählen das sich in der Nähe von Häfen befindet, in die schnell eingefahren werden kann. Berücksichtigen Sie auch, dass Liegeplatzgebühren stark variieren können, je nachdem, ob Sie im Freien ankern oder eine Liegestelle in einem Hafen bevorzugen. In den meisten Häfen werden moderate Preise verlangt. In Spitzenzeiten kann es jedoch auch vorkommen, dass deutlich höhere Liegegebühren anfallen.
Haben Sie vor, häufig an Bord zu kochen und gemeinsam zu essen? Dann brauchen Sie eine geräumige Pantry. Werden Sie in südlichen Revieren unterwegs sein? Dann wird sich das Bordleben hauptsächlich im Cockpit abspielen. Geht es in den Norden, sollten Sie darauf achten, über einen geräumigen und gemütlichen Salon zu verfügen.
In den letzten Jahren geht der Trend außerdem stark in Richtung der zweirümpfigen Katamarane; im Vergleich zu ihren Verwandten mit nur einem Rumpf liegen Katamarane viel ruhiger auf dem Wasser und bieten zudem eine Menge Platz, was ein komfortableres Reisen begünstigt. Darüber hinaus kann man mit einem Katamaran oftmals einen Liegeplatz in der Marina sparen. Dank des geringen Tiefgangs können die Zweirümpfer nämlich dicht an die Küste heranfahren und finden so in fast jeder Bucht noch ein Plätzchen zum Ankern. Und während Kielyachten vor Anker mitunter vor sich hinschaukeln, verbringen Sie auf einem Kat eine ruhige Nacht.
Allein oder mit Unterstützung?
Auch die Art der Charter-Reise ist eine wichtige Entscheidung. Bei einer sogenannten Bareboat-Charter mieten Urlauber eine Yacht ohne Crew oder Skipper. Sie sind für alles selbst verantwortlich – von der Route bis zur Verpflegung – haben aber auch alle Freiheiten. Dies ist natürlich vor allem dann sinnvoll, wenn eher der Weg das Ziel und nicht eine genau vorgeplante Route abgefahren werden soll.
Bei einer Flottillen-Charter fahren sie hingegen gemeinsam mit mehreren anderen Yachten dieselbe Route und haben die Möglichkeit, Unterstützung beim Begleitschiff oder natürlich den anderen Crews anzufordern.
Wer indes überhaupt keine oder nur wenig Erfahrung mit dem Führen eines Schiffes hat, oder sich einfach keine Gedanken um Liegeplätze und Route machen möchte, sollte eine Yacht mit Skipper chartern. Dann wird die Charteryacht von einem professionellen Kapitän – mitunter samt Crew – geführt, sodass die Entspannung auf dem Wasser vollkommen im Vordergrund steht. Für Einzelpersonen gibt es in dieser Kategorie auch die Möglichkeit, sich per Kojencharter ein Bett auf einer Yacht zu mieten. In den meisten Fällen segeln sie dann gemeinsam mit fremden Menschen unter der Führung eines erfahrenen Skippers – eine gute Möglichkeit für Segelsporteinsteiger, Erfahrung zu sammeln oder einfach neue Bekanntschaften mit Gleichgesinnten zu schließen.
Dass der Chartermarkt sich bis 2023 – vielleicht sogar früher – komplett erholen und sogar einen Aufschwung erleben wird, darüber sind sich viele Experten einig. Schließlich liegt der sogenannte „Coastal Tourism“ im Trend. Und bis zum Jahr 2030 – so schätzt die Welttourismusorganisation – dürfte die Anzahl der international reisenden Touristen weltweit von 1,2 Milliarden (2015/16) auf etwa 1,8 Milliarden steigen. Allein nach Europa reisten beispielsweise im Jahr 2015 rund 608 Millionen Menschen; knapp 350 Millionen zog es davon ans Mittelmeer.
Dass bei einer steigenden Nachfrage der Tourismus an der Küste nachhaltiger werden muss, daran wird schon in vielen Regionen gearbeitet. Venedig hat mit dem Kreuzfahrt-Bann schon eine sehr massive Entscheidung getroffen. Weniger Kreuzfahrer = mehr Yachten? Es könnte sein…
Eine hervorragende Möglichkeit, sich einen Überblick über die verschiedenen Yacht- und Chartermöglichkeiten, Ausstattungen und Anbieter zu verschaffen, bietet jedenfalls die boot Düsseldorf, die vom 22. bis zum 30. Januar 2022 stattfindet. In den Hallen 13 und 14 sind zahlreiche Anbieter an Bord, mit denen die Pläne für den Sommer 2022 eingehend besprochen werden können.
Über die boot Düsseldorf
Die boot Düsseldorf ist die größte Boots- und Wassersportmesse der Welt und jedes Jahr im Januar der Meeting Point der gesamten Branche. Die Aussteller präsentieren ihre interessanten Innovationen, attraktiven Neuentwicklungen und maritimen Ausrüstungen. Die nächste boot findet vom 22. bis 30. Januar 2022 in Düsseldorf statt. Auf der neuntägigen Messe mit 220.000 Quadratmetern in 17 Messehallen ist der internationale Markt zu Gast und bietet einen spannenden Einblick in die gesamte Wassersportwelt. Hier ist für jeden etwas dabei. Schwerpunkte sind Boote und Yachten, Motoren und Motorentechnik, Ausrüstung und Zubehör, Dienstleistungen, Kanus, Kajaks, Kitesurfen, Rudern, Tauchen, Surfen, Wakeboarden, Windsurfen, SUP, Angeln, maritime Kunst, Marinas, Wassersportanlagen, Beach Resorts und Charterring. Alle notwendigen Informationen finden Sie auf der Website der boot Düsseldorf, boot.de.