Nachhaltigkeit ist in der Bootsbranche mittlerweile ein großes Thema. Angesichts der zunehmenden Besorgnis über den Klimawandel, hat sich die Entwicklung in Richtung umweltfreundlicher Antriebstechnologie und der Verwendung ökologisch korrekter Materialien in den vergangenen drei Jahren drastisch beschleunigt. Nahezu jede internationale Werft beschäftigt sich mit „Sustainability“.
Eine Entwicklung ist aktuell besonders en vogue, um noch umweltfreundlicher unterwegs zu sein: Brennstoffzellen sind das technologische Herzstück für die Zukunft der emissionsfreien Mobilität – auch im Yachting. Sie wandeln chemische durch die Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff direkt in elektrische Energie um und erzeugen dabei Strom, Wasser und Wärme. Verschiedene Typen von Brennstoffzellen – wie Wasserstoff- oder Methanol-Brennstoffzellen – unterscheiden sich in der Funktionsweise und den Einsatzgebieten, bieten jedoch alle eine umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Verbrennungsmotoren.
Werften entwickeln eigene Technologien
Werften wie zum Beispiel Sanlorenzo setzen auf die Brennstoffzellentechnologie. Das italienische Unternehmen hat mit der 50 Steel kürzlich eine Yacht auf den Markt gebracht, die ein Methanol-Brennstoffzellensystem verwendet. Dieses wandelt grünes Methanol in Wasserstoff um, der dann zur Stromerzeugung genutzt wird. Auf diese Weise kann die Yacht bis zu 90 Prozent emissionsfrei betrieben werden. Das Methanol lässt sich bei Raumtemperatur lagern und ist damit einfacher zu handhaben als Wasserstoff.
Sanlorenzo hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutrale Yachten zu liefern und dafür kürzlich das Projekt „Life Mystic“ in Zusammenarbeit mit Nanni Industries und Ranieri Tonissi angekündigt.
Das Projekt wird von der EU kofinanziert und hat eine Laufzeit von 54 Monaten. Die Gesamtinvestition beläuft sich auf über 4,8 Millionen Euro, wovon 60 Prozent durch europäische Mittel aus der Förderlinie „Circular Economy and Quality of Life“ des LIFE-Programms gedeckt werden. Das Projekt „Life Mystic“, das demnächst startet, wird Motoren und Generatoren für Superyachten testen, die mit einer Kombination aus Diesel und Methanol betrieben werden.
Beobachtung des Kraftstoff-Lebenszyklus
Zur Bewertung der Betriebseffizienz und zur Überwachung der CO2-Emissionen von Superyachten haben die Superyacht Eco Association und die Klassifikationsgesellschaft RINA kürzlich eine innovative Methode vorgestellt. Die Initiative zielt darauf ab, den ökologischen Fußabdruck von Yachten über 25 Meter Länge und 400 Bruttoregistertonnen Volumen zu reduzieren.
Diese neue Methode bewertet dabei die direkten Emissionen der Yachten basierend auf der Wahl des Kraftstoffs. Das Besondere daran ist, dass der gesamte Lebenszyklus des verwendeten Kraftstoffs berücksichtigt wird. Diese sogenannte "Well-to-Wake"-Methodik ermöglicht eine äußerst präzise Berechnung der Emissionsintensität, da sie Emissionen von der Herstellung bis zur Verwendung des Kraftstoffs umfasst. Dies schließt auch die Verwendung von Biokraftstoffen wie HVO (Hydro Treated Vegetable Oil) ein, selbst wenn diese mit herkömmlichen Kraftstoffen gemischt werden.
Die Emissionsberechnungen basieren auf internationalen Normen und folgen den Prinzipien der Treibhausgasstrategien der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) und der Europäischen Union. Diese ganzheitliche Perspektive ermöglicht es Eignern und Kapitänen, fundierte Entscheidungen zu treffen und gezielte Strategien zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks umzusetzen.
Rümpfe aus PET-Flaschen, Decks aus Kork
Es sind indes nicht nur reduzierte Emissionen, die eine große Motoryacht nachhaltiger machen können. Es ist auch die Auswahl der Materialien. Mit der Seadeck-Linie, der ersten Hybriden Motoryachtserie von Azimut, verfolgen die Italiener einen nachhaltigen Ansatz. So liegt auf dem Deck der Yachten standardmäßig Marine-Kork, 30 Prozent der Rumpfstruktur bestehen aus recycelten PET-Flaschen. Den Antrieb gibt es vorzugsweise in der Hybrid- oder Elektro-Version, Solarzellen steuern 1,4 Kilowatt zum Energiehaushalt der Yacht bei. Der scharfe Bug und der breite Rumpf steigern zudem die Kraftstoffeffizienz, die um 40 Prozent höher liegen soll als bei vergleichbaren Modellen. Dass der neue Decksbelag von den Kunden übrigens goutiert wird, zeigen die Verkaufszahlen – mehr als 50 Prozent der Seadeck-Eigner entschieden sich für Kork.
Die Werften setzen verstärkt auf synthetische Varianten oder aktuell auch als vielversprechendste Alternative Kork ein. Die Größe der Deckbelege ist dabei flexibel anpassbar, vom trailerbaren Boot bis zur Superyacht und dank des Verbindungssystems des Korks und der Art der Pressung der Korkplatten sind individuelle Größen und Formen kein Problem. Informationen zu den Ausstellern mit Decksbelegen gibt es in der Datenbank der boot 2025
https://www.boot.de/de/Aussteller_Produkte/Alle_Aussteller_Produkte.
Mit der richtigen Pflege und Nutzung kann ein Korkdeck übrigens genauso lange halten wie ein herkömmliches Teakdeck. Womit Kork natürlich besticht: Der Abbau ist wesentlich umweltschonender. Der Kork ist die „Haut" der Korkeiche. Bei der Gewinnung werden keine Bäume gefällt oder beschädigt, sondern nur ihre äußere Rinde entfernt. Die Korkeiche ist der einzige Baum, dessen äußere Rinde sich selbst regeneriert.
Nachhaltigkeit im Boots- und Yachtbau sowie bei Antrieben und Kraftstoffen steht auch bei der boot Düsseldorf im Fokus. Lösungen werden die Werften auf ihren Ständen präsentieren. Innovative Technologien für den Bootsbau der Zukunft, die Gestaltung nachhaltiger Marinas und die Forderungen an die europäische Politik werden im Rahmen des „blue innovation dock“ (bid) in der Halle 10 der Messe vorgestellt. Die französische Groupe Beneteau ist Hauptsponsor des bid, Sanlorenzo Projectpartner. Aktuelle Informationen zum Programm und den Speakern aus Industrie, Politik und Medien gibt es hier https://www.boot.de/de/Besuchen/B2B_Bereich/Fachprogramm/blue_innovation_dock.
Die weltgrößte Yacht- und Wassersportmesse
Mit über 200.000 Besuchern aus mehr als 100 Ländern und 1.500 Ausstellern auf 220.000 Quadratmetern in den Hallen 1 bis 17 ist die boot Düsseldorf vom 18. bis 26. Januar 2025 die größte Yacht- und Wassersportmesse der Welt. Sowohl Segler als auch Motorbootfahrer finden hier eine große Vielfalt an Booten, Jollen, Superboats oder Luxusyachten. Die beliebten Wassersportarten Tauchen, Surfen, Kitesurfen, Stand Up Paddling, Skimboarden oder Kanu fahren gibt es auf der boot in allen Facetten und mit dem entsprechenden Equipment. Attraktive Bühnenprogramme mit den Stars der Szene, aktuelle Trends und ein hochkarätiger Mix aus Workshops und Mitmachaktionen, sowohl für den Freizeitsportler als auch für Experten, machen die Messe weltweit einzigartig. Doch auch der Meeresschutz und innovative, nachhaltige Technologien stehen auf der boot 2025 im Fokus. In Zusammenarbeit mit der European Boating Industry (EBI) bietet das blue innovation dock ein einzigartiges Dialogformat mit politischer, wirtschaftlicher, technologischer und medialer Expertise in der Halle 10.