21.01.2023
Welche politischen und strukturellen Voraussetzungen braucht die Bootsindustrie, um nachhaltiger zu werden? Wie kann man die Branche gestalten, damit die Umwelt von den Entwicklungen des Bootsbaus profitieren kann und Emissionen gesenkt werden? Das sind die Fragen, denen sich die Speaker am Eröffnungstag des blue innovation dock auf der boot Düsseldorf gestellt haben.
In der fruchtbaren Diskussion geleitet von Morderator Martin Redmayne (The Superyacht Group, Vorsitzender) waren sich Carla Demaria (Sanlorenzo, Vorstandsvorsitzende und Nachhaltigkeitsverantwortliche), Gianguido Girotti (Beneteau Group, Stellvertretender CEO & CEO der Bootabteilung), Antony Sheriff (Princess Yachts, Vorstandsvorsitzender & CEO), Marco Valle (CEO, AZIMUT, BENETTI GROUP), Maja Markovčić Kostelac (Europäische Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs, Geschäftsführerin) in vielen Punkten einig.
Um Nachhaltigkeit im industriellen Sektor des Boots-, und Yachtbaus voranzutreiben, braucht es eine Verbesserung der Kommunikation. Zum einen fordern die globalen Marktführer Leistungsindikatoren für Nachhaltigkeit, die für alle gelten und vergleichbar sind. Dies sei sowohl für die Materialnutzung aber vor allem für Antriebssysteme und Kraftstoffe nötig. Parameter wie die Häufigkeit der Nutzung von Booten und deren Liegeplätze sollten dabei Beachtung finden. Innerhalb Europas müssten einheitliche Regelungen für die Industrie und den nautischen Tourismus gelten, statt lokaler oder regionaler Regeln. Ebenfalls einig waren sich die Diskutierenden, dass die Kommunikation untereinander verbessert werden muss. Die Kosten, Innovationen als Einzelkämpfer voranzutreiben, überschreiten die Möglichkeiten der Werften und würde nicht durch Infrastruktur aufgefangen werden können. Für wegweisende nachhaltige Entwicklungen müssen Kooperationen verschiedener Yacht-, Boots- und Motorenhersteller initiiert werden, damit die dafür benötigten Infrastrukturen für alle Boote geeignet sind und gemeinsam gebaut werden können. Ein gemeinsamer Rahmen für Diskussionen muss dafür bereitstehen.
Eine klarere Trennung in der externen Kommunikation zwischen Freizeitbootsbranche und der Berufsschifffahrt sowie auch von der Automobilindustrie wurde ebenfalls angemahnt. Als Appel an die Politik wurde auch formuliert den Sektor als eigenen zu sehen und nicht unpassende Lösungen anderer Sektoren umzusetzen.
Neben Fortschritten beim Neubau von Booten, verweisen die Referenten auf die bereits gebauten Boote, welche die Werften verlassen haben und dennoch in den Kreislauf der Nachhaltigkeit gehören. Der Bau von neuen Booten stellt bei der Betrachtung der Gesamtemissionen nur einen geringen Anteil dar. Die Branche muss sich daher mit Maßnahmen zur Senkung der Emissionen innerhalb des gesamten Lebenszyklus eines Bootes befassen. So hätten zum Beispiel Umbauten bei bestehenden Boote oder langsameres Fahren sowie die verbesserte Auslastung und Nutzung, durch „Clubmodelle“, Vercharterung oder geteiltes Eigentum enormen Einfluss auf auf die Emissionen.