Die Nutzung digitaler Innovation für Nachhaltigkeit stand in dieser Podiumsdiskussion auf dem blue innovation dock im Mittelpunkt. Führende Anbieter digitaler Lösungen erörterten, welche neuen Technologien zur Effizienz und zur Lösung von Nachhaltigkeitsproblemen im nautischen Tourismus beitragen können.
Auf dem von Anouk Groen (RNA Design, Owner) moderierten Panel sprachen Björn Jónsson (Hefring Marine, COO), Idan Cohen (The MIA & Pick-A-Pier, Chaiman & CEO), Clément Douet (Beneteau Group, VP Digital Business), Patrick Häbig (SEA.AI, Sales Manager EMEA & APAC, SEA.AI) und Yannick Vereerstraeten (Sailsense Analytics, Co-Founder & COO Programmes).
Die Teilnehmer stellten ihre digitalen Lösungen vor, die dabei helfen, Marinas und Boote nachhaltiger zu machen. Dabei zeigt sich, dass die Anwendungsbereiche der Software- und Hardware-Lösungen vielfältig sind.
SEA.AI erkennt beispielsweise schwimmende Objekte frühzeitig und nutzt Wärme- und optische Kameras, um Objekte zu erfassen, die konventionellen Systemen wie Radar oder AIS entgehen: Nicht signalisierte Schiffe oder andere schwimmende Hindernisse wie Container, Bojen, Schlauchboote, aber auch Menschen und Tiere. So können Vorschläge für sichere und nachhaltigere Routen gemacht werden.
Die Online-Plattform Pick a Pier erleichtert Bootsfahrern die Reservierung von Liegeplätzen und gibt Marinas innovative Werkzeuge an die Hand, ihre Auslastung und Kundenfreundlichkeit zu steigern, Ressourcen optimal zu nutzen und umweltbewusste Geschäftspraktiken im Sinne der ‚Smart Marina‘ anzuwenden. Nachhaltigkeit entsteht hier durch die bestmögliche Auslastung bestehender Marinas da der Neubau von Marinas oft schwierig umzusetzen ist.
Das IMAS System von Hefring Marine ist ein intelligentes Schiffsassistenzsystem, das zwei der größten Kosten- und Risikofaktoren im Flottenbetrieb angeht: Unfälle und Kraftstoffverbrauch. Die KI-Lösung wird auf dem Boot installiert und hilft einerseits mittels Geschwindigkeitsregelung, den Kraftstoffverbrauch und Kohlendioxidausstoß zu senken und andererseits die Sicherheit durch eine Echtzeit-See-Navigation zu erhöhen. Durch Datenanalyse lernt die KI kontinuierlich dazu. Der Kraftstoffverbrauch kann um 15 bis 20 Prozent verringert werden.
Beneteau verfolgt bereits länger eine Digitalisierungsstrategie und sammelt zum Beispiel Daten von ihren Zulieferern, um die nachhaltigsten unter ihnen zu eruieren. Beneteaus Seanapps-App ermöglicht es, wichtige technische Daten von Booten über Sensoren zu erfassen und extern zu verwalten. Durch eine regelmäßige und lückenlose Instandhaltung kann so die Lebensdauer von Booten erhöht werden.
Sailsense Analytics bietet intelligente Bootsüberwachungslösungen für Bootshersteller, Bootseigner, Flottenmanager und andere Akteure. Mit dessen Sensoren und Lösungen kann das Unternehmen herausfinden, welche Systeme an Bord besonders viel Energie verbrauchen und so Ansätze für Verbesserungen liefern.
Im Panel wurde erörtert, dass das Erheben von Daten durch smarte Digital-Technologien den Akteuren im nautischen Tourismus dabei hilft, ein besseres Verständnis zu erhalten, an welchen Punkten Optimierungen gemacht werden können, um eine höhere Nachhaltigkeit bei Marinas, Booten und im Tourismus zu erzielen.
Die verschiedenen technischen Lösungen sind offen und können gut vernetzt werden. So empfiehlt sich zum Beispiel eine gemeinsame Plattform für Sensoren. Die Automobilbranche ist hier ein Vorbild in Bereichen wie Konnektivität, Sensortechnik, Energieeffizienz, Visionstechnik und Tracking bis hin zum Autonomen Fahren. Auch die Zusammenarbeit von Startups und bestehenden Akteuren der Industrie wird empfohlen, um den digitalen Wandel voranzutreiben.
Die Datenerhebung ist die Basis für smarten nautischen Tourismus. Die Sammlung von Daten wird dabei nicht als problematisch erachtet, da durch die DSGVO der Datenschutz der Nutzer gewährleistet ist. Zudem haben viele Bootsbesitzer auch ein Eigeninteresse daran, ihre Daten zu teilen, weil sie dadurch wichtige Informationen erhalten oder auch Kosten sparen können. Wichtig sei aber die Transparenz der Datenverwendung.