24.01.2023
Nachhaltige Kraftstoffe und elektrische Antriebe gespeist aus erneuerbaren Energien sind die Hoffnungsträger für die Zukunft der Bootsindustrie. Welche Chancen bieten die neusten Entwicklungen für den Markt und wo liegen die Probleme?
Bart Hellings (Good Fuels, Director), Paolo Bertetti (Sanlorenzo, Vice President Technical & R&D), Algara Castle (eFuel Alliance, Head of European Affairs), Stefano Pagani Isnardi (Confindustria Nautica, Head of research and market intelligence), Sveta Ukkonen (Neste Corporation, Head of Marine Fuels & Services) haben beim blue innovation dock auf der boot Düsseldorf über die Einsatzmöglichkeiten von synthetischen und Biokraftstoffen gesprochen.
Zahlreiche Unternehmen in der Bootsindustrie haben es sich zur Aufgabe gemacht klimaneutrale Alternativen zu fossilen Brennstoffen zu finden. Zwei Möglichkeiten sind Biodiesel aus erneuerbaren Rohstoffen oder Brennstoffzellen. Für die Herstellung von Biodiesel kommen dabei unterschiedliche Ausgangsmaterialien in Frage, wie beispielweise bereits verwendetes Speiseöl, tierische Fette aus Schlachthöfen oder auch pflanzliche Öle. Des Weiteren können Holz, Algen oder auch organische Abfälle für die Herstellung verwendet werden.
Wie die Sprecher auf dem Nachhaltigkeitsforum betonten, ist es wahrscheinlich, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre ein Plateau der maximalen Herstellung dieser Kraftstoffe erreicht werde. Die Masse an verfügbaren Ausgangsmaterialien sei limitiert. Technische Entwicklungen könnten es allerdings möglich machen, weitere Quellen als Rohstofflieferanten zu erschließen. Den großen Vorteil von Biodiesel sehen die Hersteller jedoch darin, dass er nicht nur eine Lösung für neue, sondern vor allem für die hunderttausenden Boote bietet, die bereits im Umlauf sind. Diese könnten in vielen Fällen ihren Betrieb sofort auf die nachhaltigere Alternative zu Diesel umstellen, ohne einen neuen Motor zu benötigen und dadurch CO2 Emissionen stark zu reduzieren. Das ist besonders wichtig, da durch die hohe Lebensdauer von Booten, der Anteil von Neubooten auf dem Wasser sehr gering ist.
Eine weitere Möglichkeit, Bootsmotoren umweltfreundlicher zu nutzen, sind synthetische Elektro-Kraftstoffe. Dabei wird elektrische und vor allem erneuerbare Energie in chemische Energie umgewandelt und emissionsfreue Ersatzprodukte für herkömmlichen Diesel und Benzin geschaffen. Diese Antriebsart stellt jedoch, da waren sich die Teilnehmenden auf dem bid einig, wie auch alle anderen, keine ultimative Lösung für alle Boote, sondern bestenfalls eine Teillösung dar.
Obwohl Hersteller von erneuerbaren und umweltfreundlichen Kraftstoffen viele Lösungen für Bootsfahrer bereitstellen, ist die Umstellung der Industrie ein langer Prozess. Ein Problem besteht in der Tankinfrastruktur in den Marinas. Die Verfügbarkeiten von alternativen Kraftstoffen ist (noch) zugering. Hinzu kommt, dass Bootsfahrer und Käufer selten bereit sind, höhere Preise für Boote oder Motoren zu zahlen. Dies gilt, solange der Ausbau in den Häfen nicht so weit vorangeschritten ist, dass die Betankung mit den neuen Kraftstoffen genauso komfortabel, sicher und zuverläössig verfügbar funktioniert wie mit bestehendem Diesel oder Benzin. An dieser Stelle brauche es laut den Teilnehmenden sowohl den Austausch zwischen Marinas und Herstellern, als auch Pioniere unter diesen, die bereit sind Risiken einzugehen. Außerdem fordern auch die Teilnehmenden dieses Panels die Unterstützung der Politik.