26.01.2023
Paddeln, Stand-up-Paddeln, Segeln und Tauchen sind als Sportarten während der Coronapandemie immer beliebter geworden. Obwohl sie in der Natur stattfinden und kein zusätzlicher Antrieb gebraucht wird, sie sind nicht unbedingt nachhaltig.
Über die Herausforderungen, den Wassersport umweltfreundlicher zu gestalten, haben Florian Brunner (Starboard, Managing Director), Thomas Dederichs (Diving Industry Association (TIV), Chairman), Oto Dzenis (Marina Auda Riga, Manager), Eike Krebs (Federal Canoe Assosiation (BVKanu), Chairman of the committee for Quality), Jérôme Pero (Federation of the European Sporting Goods Industry (FESI), Secretary-General) auf dem blue innovation dock auf der boot Düsseldorf gesprochen. Dabei haben sie drei Bereiche innerhalb der herausgestellt, in denen Veränderungen einen positive Einfluss auf die Umwelt haben könnten: Ausrüstung, Herstellung und Gebrauch.
Schon zu Beginn der Gesprächsrunde wurde ein großes Problem der Wassersportbranche deutlich: Das Material von Paddelboards, Brettern oder Booten. Die meisten bestehen aus Plastik und verursachen am Ende ihrer Lebensdauer eine große Menge an Müll. Auf nachhaltige und recycelbare Bauweisen zu setzen, ist eine Möglichkeit, das Müllproblem zu verringern. Wiederverwertete PET-Flaschen oder biologisch abbaubare Harze können schon jetzt eingesetzt werden, sorgen allerdings dafür, dass die Preise ansteigen. Viele Kunden sind nicht bereit, mehr für ein Sportgerät zu zahlen, gerade wenn es nur selten genutzt wird. Günstige Geräte haben eine kürzere Lebensdauer, müssen früh ersetzt werden und verursachen schon nach kurzer Nutzungsdauer Müll.
Wie die Sprecher beim Nachhaltigkeitsforum erklärten, bedürfe es neben technischen Weiterentwicklungen von Stoffen und Bauweisen auch der Erziehung von Kunden. Auf der einen Seite muss das Bewusstsein über Nachhaltigkeit und Naturschutz geschaffen werden. Andererseits müssen ihnen Lösungen an die Hand gegeben werden, das Gelernte auch praktisch umsetzen zu können. Bezogen auf Boote oder Surf- und Paddelboards heißt das, dass der Kauf eines günstigen Paddelboards minderer Qualität und Umweltbilanz vermieden werden sollte. Um dennoch aus finanziellen Gründen nicht auf die Nutzung eines hochwertigen Bootes oder Boards verzichten zu müssen, bieten Leih- und Mietangebote sowie Sharingmodelle eine gute Alternative, die es auszubauen gilt.
Bezogen auf andere Sportarten wie beispielweise dem Tauchen könnte diese Aufmerksamkeit für Naturschutz bedeuten, dass Kunden bei ihren Tauchreisen darauf achten, ihren ökologischen Fußabdruck nicht zu vergrößern. Ist es notwendig, eine Fernreise zu unternehmen? Gibt es Tauchreviere, in denen die Motorboote zur Ausfahrt nicht mit Diesel, sondern mit Solarenergie betrieben werden? Dies sind Fragen, die sich Touristen vor Antritt ihrer Reise stellen könnten, um herauszufinden, wo ihr eigener Sport umweltschonender angeboten wird.
Um beispielsweise das Lebensalter von Booten zu verlängern, wurde außerdem das Thema von Pflege und Reparatur angesprochen. Solange der Sport als Hobby ausgeführt wird, muss die Ausrüstung nicht in jedem Fall brandneu sein. Kauf von gebrauchter Ausrüstung, sowie gute Wartung, Reparaturen und Renovierung verlängern die Nutzungsdauer von Wassersportgeräten und verbessern die Umweltbilanz erheblich.
Neben den Anforderungen an Kunden haben die Redner auch einige Forderungen an die Politik. Um einen Wandel der Industrie zu mehr Nachhaltigkeit zu erreichen, ist es notwendig, dass die Europäische Kommission einheitliche Gesetze und Richtlinien verabschiedet. Diese müssten laut der Experten die drei zuvor benannten Bereiche, Produktion, Material und Gebrauch einbeziehen. Zudem müsste auch dem Einführen immer neuer Label und Nachhaltigkeitszertifikate, die nicht miteinander vergleichbar sind, Einhalt geboten werden.