Vor 25 Jahren war bei Yachten noch ausschließlich Teak und Mahagoni angesagt, jetzt haben Innenarchitekten Zugriff auf viele sehr spezielle Materialien - Tolle Zeiten für Designer...
Sie gestalten das Innenleben von Yachten: Seit 21 Jahren sind sie ein reines Frauenbüro – das Team um die Innenarchitektin für Yachten, Birgit Schnaase. Die boot ist für sie eines der wichtigsten Marketing-Instrumente, hier trifft sie alte und neue Kunden und hält den Kontakt zur internationalen Branche. Ihren Stand hat sie auf dem Gemeinschaftsauftritt des Arbeitskreises „Deutsche Yachten – Superyacht Germany“ in der Halle 7a. Ein Interview von Detlef Jens
Frau Schnaase, warum sehen viele Yachten innen so häufig aus wie Häuser oder Hotels?
Birgit Schnaase: Die Kunden sind zunehmend gut informiert, sie reisen viel und haben viele Ideen. Vor allem aber sehen sie eben viele Hotels, Restaurants und Bars und nehmen von dort ihre architektonischen Eindrücke mit. Aber heute existieren ja viele Stile nebeneinander, es gibt eine große Bandbreite, von romantisch bis modern.
Was hat sich vor allem geändert?
Birgit Schnaase: Vor 25 Jahren war bei Yachten noch ausschließlich Teak und Mahagoni angesagt, aber dank des weltweiten Baubooms haben wir jetzt Zugriff auf viele tolle und sehr spezielle Materialien. Sehr fein geschnittener Marmor, zum Beispiel. Es gibt auch mehr technische Möglichkeiten Dinge zu realisieren, ausgefallene Formen in Metall zum Beispiel, das können unsere Kollegen von Edelschmied Design, die sind auch hier auf dem Stand von „Deutsche Yachten“, in einer Art 3D-Laser-Metalldruck. Auch LED Licht eröffnet ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten. Es sind tolle Zeiten für Designer und es entwickelt sich viel!
Wie sieht die Zusammenarbeit mit Ihren Kunden aus?
Birgit Schnaase: Als Innenarchitekt ist man ganz nah dran am Kunden, wir müssen ja viel über deren Lebensweise und Gewohnheiten und Vorlieben wissen, das geht bis hin zu fast schon intimen Details – auf welcher Seite vom Bett schläft wer, wo möchte man morgens seine Zahnbürste finden, so etwas. Das setzt eine gegenseitige Sympathie voraus. Wenn es nicht harmoniert, dann macht man es lieber nicht. Die Kunden wollen ja auch ihren Spaß haben in diesem schönen Prozess, in dem wir gemeinsam ein Interieur entwickeln. Viele Kunden sind sehr selbstbewusst, viele haben einen außergewöhnlichen Geschmack. Wir versuchen dann darzustellen was der Kunde bekommt, anhand von Skizzen, aber auch vielen und zuweilen auch größeren Materialproben, sonst kann man sich das oft nicht vorstellen.
Hatten Sie auch schon einmal mit geschmacklichen Ausreißern zu tun, seitens der Kunden?
Birgit Schnaase: Nein, wir sind nicht dazu da den persönlichen Geschmack der Kunden zu bewerten. Wir wollen das Umsetzen, was dem Kunden gefällt. Einmal hatten wir eine Kundin, eine tolle Frau, die wollte auf ihrer Yacht alles in Pink einrichten. Wir haben uns gewundert, schon, aber sie hat eben auch ein gutes Stilgefühl. Sie hat uns dann in ihr Haus eingeladen, da war auch alles Pink, aber es war auf diese spezielle Art eben auch sehr schön. Wenn es passt ist ja alles gut. Wir sind ja auch so etwas wie ein Sparringspartner in der Findungsphase der Kunden.
Was ist schwieriger zu entwerfen, das Interieur einer kleinen oder einer großen Yacht?
Birgit Schnaase: Groß oder Klein, beides ist wunderbar. Vor Jahren durfte ich die komplette Reihe der Hanse-Yachten stylen. Der Gründer und damalige Werftchef Michael Schmidt kam in unser Büro und sagte: Ich möchte wissen, wie Yachten in zehn Jahren aussehen. So sollen meine Hanse-Yachten sein! Ein mutiger, toller Ansatz und ich glaube wir haben das damals gut gelöst. Die eigentliche Herausforderung ist dann meistens eher die Umsetzung des Designs. Einen geeigneten Innenausbauer zu einem ordentlichen Preis zu finden, die richtige Werft, das passende Projektmanagement, das ist die wirkliche Arbeit. Das ist bei 34 oder 44 Fuß genauso, wie bei 34 oder 44 Meter. Die Herausforderung ist es, das, was wir entworfen haben, auch so optimal bauen zu lassen wie wir es wollen.
Die boot als B2B-Plattform
Wie wichtig ist die boot für Sie?
Birgitt Schnaase: Hier ergeben sich immer Kontakte, B2B sowieso, aber auch mit Kunden, die kommen und sagen: Wir wollten Sie schon immer mal kennen lernen. Oder: Innendesign, das gibt es auch in Deutschland? Viele wissen das gar nicht. Da hilft es natürlich auch, dass wir im Arbeitskreis „Deutsche Yachten“ so viele Spezialisten vereint haben, dass wir die komplette Bandbreite an Kompetenzen rund um Yachtbau, Entwicklung, Design und so weiter parat haben.
Entwerfen Sie nur Yacht-Interieurs?
Birgitt Schnaase: Das macht etwa 50 Prozent unserer Arbeit aus. Relativ neu für uns ist der Bereich Kreuzfahrer, da sind etwa 25 Prozent, die restlichen 25 Prozent in etwa sind dann Häuser oder Hotels. Gerade haben wir einen Juwelierladen gestaltet, da haben wir enorm viel gelernt, nicht nur die Sicherheitstechnik, auch wegen des Lichts. Juweliere haben noch einmal einen ganz anderen Blick auf die Welt, sie schauen ganz anders auf die Details, natürlich auch damit die Objekte im Laden optimal zur Geltung kommen.