Interview mit dem Präsident des Verbandes Deutscher Sporttaucher
Zum Thema Einstieg in den Tauchsport - Dr. Uwe Hoffmann
Die Unterwasserwelt ganz nah erleben - beim Tauchen ist dies möglich. Der Einstieg ist nicht schwer, wenn man einige Dinge beachtet. Wir haben dazu mit Dr. Uwe Hoffmann, Präsident des Verbandes Deutscher Sporttaucher (VDST), und über seine Leidenschaft fürs Tauchen gesprochen.
Welche Grundvoraussetzungen muss man mitbringen, wenn man in den Tauchsport einsteigen möchte?
Dr. Uwe Hoffmann: „Das sind eigentlich gar nicht so viele. Die Hauptvoraussetzung ist eine gewisse Affinität zum Wasser – man muss sich im Wasser wohlfühlen. Dann kann es eigentlich schon losgehen. Tauchen ist ein Sport für jeden und (fast) jedes Fitnesslevel. In einigen Fällen kann es sein, dass körperliche oder andere gesundheitliche Einschränkungen dagegen sprechen – dies ist aber sehr selten. Mit der sogenannten tauchsportärztlichen Untersuchung ist man hier auf der sicheren Seite. Prinzipiell kann man sein Tauchverhalten aber an das eigene Fitness- und Erfahrungslevel ganz individuell anpassen. Man muss also kein Leistungssportler sein, um die Schönheit der Unterwasserwelt erfahren zu können.“
Welche Scheine bzw. Ausbildung benötige ich als Tauchneuling?
Dr. Uwe Hoffmann: „Der erste und wichtigste Schein ist sicherlich, was wir beim VDST als ‚German Diver License Sports Diver ein Stern‘ bezeichnen oder ‚Deutsches Tauchsport-Abzeichen ein Stern‘. Das ist die Einstiegsqualifikation, damit man sicher an geführten Tauchgängen teilnehmen kann. Eine solche Ausbildung kann man bei unseren heimischen Tauchsportvereinen absolvieren. Dort werden zunächst grundlegende Fähigkeiten im Schwimmbad und später auch im heimischen Freigewässer vermittelt. In diesen Gewässern erhält der Tauchschüler dann die sogenannte Ein-Stern-Qualifikation, die auch durch den Weltverband CMAS anerkannt ist. Nach erfolgreichem Abschluss der Prüfung ist man so ein international anerkannter Sporttaucher und kann auch im Urlaub sicher abtauchen.“
Welche Grundausstattung benötige ich?
Dr. Uwe Hoffmann: „Das hängt ein bisschen davon ab, wie der Tauchsportverein der Wahl ausgestattet ist. Viele Vereine bieten eine ganze Reihe von Ausrüstungsteilen zum Verleih an. Ich würde aber immer empfehlen, auch als Anfänger eine eigene, sogenannte ABC-Ausrüstung zu erwerben – also Maske, Schnorchel und Flossen. Darüber hinaus ist es ratsam, auch schon in Richtung eines eigenen Kälteschutzanzugs zu denken. Alles Weitere kann man sich in der Regel im Tauchverein für die ersten Tauchgänge ausleihen. So kann man ohne große Investitionen erst einmal für sich herausfinden, ob Tauchen der richtige Sport ist.“
Ist Tauchen ein Familiensport?
Dr. Uwe Hoffmann: „Das würde ich mit einem uneingeschränkten „Ja“ und „unbedingt“ beantworten. Sie können generationenübergreifend großartige Tauchgänge machen, selbst das Training können Sie im Schwimmbad gemeinsam absolvieren. Auch bei Freigewässertauchgängen können vom Opa und der Oma bis hin zu den Enkeln alle gemeinsam tauchen. Großartig wird es natürlich, wenn man gemeinsam mit der Familie zu einem etwas wärmeren Gewässer oder an die Küste fährt, zum Beispiel ans Mittelmeer im Sommer. Da kann man dann gemeinsam unvergessliche Taucherlebnisse machen.“
Tauchen und Inklusion - geht das zusammen?
Dr. Uwe Hoffmann: „Ja, das geht zusammen. Gerade Menschen, die sich an Land nicht so uneingeschränkt fortbewegen können, werden feststellen, dass sie sich unter Wasser viel freier fühlen und mobiler sind. Man braucht hier jedoch einen erfahrenen Tauchpartner oder -partnerin an seiner Seite. Aber grundsätzlich können Menschen mit körperlichen Einschränkungen auch in den Genuss des Unterwasser-Erlebnisses kommen. Es ist vielleicht nicht immer alles möglich, aber das gilt eigentlich für alle Menschen. Inklusion ist im Tauchsport ein wichtiges Thema und der VDST treibt dies auch aktiv voran.“
Was fasziniert Sie persönlich am Tauchen?
Dr. Uwe Hoffmann: „Ganz klar das Naturerlebnis: Den Fischen nahe zu sein, die Unterwasserwelt zu erkunden und zu genießen, aber auch dieses Gefühl der völligen Entspanntheit – das ist etwas, was ich bei der Faszination Tauchen mitnehme. Tauchen ist ein Sport, aber der Tauchgang an sich kann sehr erholsam und sehr relaxed durchgeführt werden. Für mich ist nach wie vor die Unterwasserwelt, der Genuss der Tiere und der Pflanzen unter Wasser das Haupterlebnis.“
Was ist Ihr liebster Tauch-Hotspot?
Dr. Uwe Hoffmann: „Da gibt es so viele Tauch-Spots für mich. Die sind alle sehr unterschiedlich und haben unterschiedliche Charaktere: das reicht von Norwegen über die Bretagne bis zum Roten Meer, aber auch weit darüber hinaus. Ich würde da keinen Tauch-Hotspot hervorheben. Wobei ich zugeben muss, dass es gerne etwas wärmeres Wasser sein darf. Aber selbst in unseren heimischen Gewässern – ich komme ja aus der Nähe von Köln, da gibt es den Fühlinger See – kann man ganz hervorragende Tauchgänge machen. Und wenn man dann mal einem großen Wels gegenübersteht oder einem großen Schwarm von Barschen unter Wasser begegnet, ist das immer ein Erlebnis. Es gibt für mich nicht den einen, besonderen Tauchspot, sondern immer wieder tolle Taucherlebnisse.“
Haben Sie einen persönlichen Tipp für Tauchsport-Interessierte?
Dr. Uwe Hoffmann: „Mein Tipp wäre, sich in den Vereinen zu orientieren und sich immer fit zu halten. Für das Tauchen ist es wichtig, dass man die notwendigen Bewegungs- und Handlungsabläufe immer wiederholt und trainiert. Und wer zum ersten Mal Interesse am Tauchsport entwickelt, sollte am besten in seinem Heimatort nach einen Tauchverein suchen. Bei den meisten Vereinen kann man zunächst einen Schnuppertauchgang machen, um dann vielleicht in die weitere Tauchausbildung einzusteigen.“
Lieber Herr Dr. Hoffmann, vielen Dank für dieses informative Interview!
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