MEU goes Karibik – Langfahrtprojekt des Lübecker Yacht-Club
Clara Weimer über ihr Projekt, die Vorbereitungen und ihre Leidenschaft für das Segeln
Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des LYC plant Clara Weimer, langjähriges Jugendmitglied, Trainerin und Schiffsmechanikerin, etwas Großes: einmal Karibik hin und zurück. In unserem Interview erzählt sie, wie das einzigartige Konzept "MEU goes Karibik" entstanden ist und wie ihre Törnplanung aussieht.
Was verbindet Dich mit dem Wasser, dem Wassersport und der Seefahrt und wohin geht Deine berufliche Reise?
Mit dem Wassersport verbindet mich meine Kindheit, denn meine Eltern sind auch gesegelt und hatten früher ein eigenes Boot. Dort habe ich dann auch meine ersten Schritte gemacht und bin dann mit sechs Jahren in den Lübecker Yacht-Club eingetreten. Ich habe ganz klassisch im Opti angefangen, bin dann ganz kurz in 420er gestiegen, aber dann auch sehr schnell auf 29er umgestiegen und habe viele Regatten gesegelt. Am Ende meiner 29er Zeit bin ich immer mehr zum “Dickschiff Segeln” gekommen und dann auch schon viel auf der MEU gesegelt.
Es waren aber immer Erwachsene dabei und wir fanden es dann irgendwie eine coole Idee, auch mal allein unterwegs sein zu können. Ich habe mich darum gekümmert, dass ich die Scheine mache, die dafür notwendig sind. Also SKS und den Funkschein. Dann konnten wir alleine los und das war ziemlich cool. Durch eine relative Schnapsidee kam dann die Idee, Nautik zu studieren. Ich habe mich dann informiert und mir wurde ans Herz gelegt, zuvor eine Schiffsmechaniker-Ausbildung zu machen. Das habe ich dann auch gemacht und dann das Nautik Studium angeschlossen, welches ich jetzt im Januar beendet habe.
Aber während der Coronazeit kam dann der Wunsch, nicht direkt ins Arbeitsleben zu starten und sich vielleicht doch noch mal eine kleine Auszeit zu nehmen. Den Traum, eine Auszeit auf dem Meer zu nehmen, habe ich schon lange. Ich wusste aber nicht, wie ich ihn realisieren soll, weil ich kein eigenes Schiff habe und meine Eltern auch nicht mehr. Dann war die MEU die nächstgelegene Möglichkeit, diesen Traum zu realisieren. Ich habe mich dann mit den Personen und den Jugendwarten, die für das Schiff zuständig sind, auseinandergesetzt und die waren auch sofort begeistert.
Daraufhin sind wir damit zum Vorstand gegangen und haben lange darüber geredet, lange verhandelt, viel recherchiert, bis dann irgendwann im November das Projekt freigegeben wurde.
Das Projekt, die MEU, ist euer Jugend- und Ausbildungsschiff. Was für eine Jacht ist das?
Die MEU ist eine Comfortina 38, Baujahr 93 und seit 2004 unserer Jugend- und Ausbildungsschiff.
Über welchen Weg kommst Du mit der Crew in die Karibik? Und wie ist der Plan für den Rückweg? Kannst Du die Route ein bisschen umreißen und skizzieren?
Wir starten am 5.8. in Travemünde und planen durch den Nordostseekanal einigermaßen schnell auf die Nordsee zu kommen. Anschließend wollen wir dann über Amsterdam nach Scheveningen. Das ist die erste Etappe. Von Scheveningen geht es weiter nach Brest durch den englischen Kanal. Von dort weiter über die Biskaja nach Portugal, wo wir ein paar Wochen bleiben wollen. Weiter geht es nach Madeira und von dort auf die Kanaren. Da bleiben wir dann wieder fast einen Monat und dann geht es von den Kanaren auf die Kap Verden und von dort über den Atlantik, in die Karibik nach Barbados. Das ist der südlichste Punkt der Reise. Von Barbados arbeiten wir uns dann die Inselkette nach oben, die kleinen Antillen bis zu den British Virgin Islands. Und von dort aus geht es weiter auf die Bahamas. Dann geht es nach Bermuda und von Bermuda wieder zurück nach Europa auf die Azoren. Im Anschluss wieder an die spanische Küste und weiter Richtung Norden über England, wieder nach Deutschland.
Was macht ihr so in Sachen Crewwechsel und Crew Management? Wie viele Leute sind insgesamt dabei und – natürlich ganz wichtig – hast Du noch Plätze frei?
Ich war auch sehr überrascht, wie gut das Projekt ankam. Das war ja auch eine Bedingung des Vorstands, dass wenn gar kein Interesse besteht und niemand bucht, denn irgendwie muss sich das Projekt ja auch finanzieren, dann wird es nicht stattfinden. Deshalb mussten wir vorher erst einmal abfragen, gibt es Willige, die Lust haben teilzunehmen. Wir haben viele positive Rückmeldungen erhalten und auch viele Buchungen. Die Hinreise bis in die Karibik ist jetzt eigentlich voll. Jede Etappe ist mit mindestens vier Personen ausgebucht. Auf der Rückreise 2024 gibt es noch einige Plätze. Aber ich bin guter Dinge, dass sich im Verlauf der Reise diese auch noch gut füllen werden.
Wie viel Arbeit wurde und wird vorab noch in das Schiff gesteckt? Wie viel muss noch eingebaut und ergänzt werden? Wie viel Ausrüstung fehlt vielleicht im Vorfeld für so einen großen Schlag? Habt ihr noch viel arbeiten müssen?
Im Winter haben wir echt noch viel Arbeit reingesteckt, besonders in die Elektrik. Die wurde in den letzten Jahren etwas vernachlässigt. Wir haben jetzt ein AIS-Gerät eingebaut, eine Batterieüberwachung und neue Batterien kommen jetzt noch. Außerdem haben wir ein vernünftiges Batterieladegerät für die Lichtmaschinen eingebaut. Dann haben wir noch Solar Module gekauft und auch den Solarladeregler, sowie Steckdosen an Deck eingebaut, damit wir auch über die Solargeräte Solarpaneele laden können. Ebenso haben wir an der Sicherheitsausrüstung noch einiges getan. An den Leinen und am Rigg wurde einiges ausgetauscht. Da war auf jeden Fall ordentlich was zu tun. Das Unterwasserschiff mussten wir natürlich auch neu machen, das Ruder hatte ein Problem, das wurde auch kompletten saniert. Wir haben einiges investiert und hoffen, dass es jetzt alles durchhält und es keine größeren Schäden auf der Tour gibt.
Hattest Du Hilfe bei der Törn-Planung oder wo hast Du die Anregungen für die Route herbekommen?
Die habe ich komplett selber gemacht. Also die Route ist relativ klassisch, die Meisten, die sich ein Jahr die Auszeit nehmen, segeln quasi diese Route. Dann habe ich geschaut, wie die Abstände und Zeiten sind und wann ich wo sein will. Da muss man natürlich auch die Hurricane Season drüben in der Karibik beachten. Also eigentlich habe ich alles selber aufgestellt und hoffe, dass ich mich da nicht verkalkuliert habe und auch überall pünktlich bin, dass alle, die ihre Flüge gebucht haben, auch pünktlich einsteigen können.
Nach allen Vorbereitungs- und Planungsphasen und grünem Licht für den Törn steht ihr kurz vorm Start, in zwei Monaten ist es so weit. Gibt es einen Teil, auf den Du Dich besonders freust?
Ich freue mich eigentlich auf alles. Ich finde, jede einzelne Etappe hat irgendwie ihren Reiz und Charme. Alle sind total heiß auf die Karibik, aber ich finde auch Nordspanien, also Galizien, extrem spannend. Und auch auf die Inseln, den englischen Kanal freue ich mich. Gerade auch seglerisch, navigatorisch wird das glaube ich eine Herausforderung. Ich kann gar nicht so genau sagen, was jetzt mein absoluter Favorit auf der Reise ist. Ich freue mich natürlich auch extrem auf die Karibik, aber auch auf die Azoren. Ich finde alles ist ein Highlight.
Was müssen Leute tun, die Lust bekommen haben, eine Etappe oder mehrere mitzusegeln? Wo finden sie weitere Informationen und wo können sie sich melden?
Auf unserer Website gibt es Informationen, auf lyc.de. Über das Jugendschiff MEU kommt man dann zu MEU goes Karibik. Dort gibt es den Etappenplan und da stehen dann auch die freien Plätze pro Etappe. Ich versuche das auch immer regelmäßig upzudaten, wenn es da Änderungen gibt. Da steht auch meine E-Mailadresse clara.weimer@lyc.de und über Instagram MEU goes Karibik kann man mir auch jeder Zeit schreiben. Es gibt also verschiedene Kanäle, mich zu erreichen.
Wir wünschen Dir und Deiner Crew ganz viel Erfolg und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel! Wir werden die MEU auf ihrer Fahrt begleiten und immer mal wieder ein Update posten.