Hallo Alexander, danke, dass du dir die Zeit nimmst, um der boot Community die besten Tipps und Infos zum Tauchen in heimischen Gewässern zu geben. Was ist für dich persönlich der besondere Reiz am Tauchen?
Alexander Kassler: „Tauchen hat ganz viele Reize. Für mich persönlich besteht der größte Reiz darin, dass man in eine ganz andere Welt abtauchen kann und sich dabei einfach mal auf andere Dinge konzentrieren muss, darf und vor allem auch soll. Außerdem entdeckt man Sachen, die man sonst nicht sieht. Dazu kommt das Gefühl des Schwebens, wenn man einigermaßen austariert ist und die Community. Das und der Austausch in der Gruppe sowie das weltweite Reisen machen den Tauchsport zu einem reizvollen Hobby.“
Wie bist du mit den Reisebeschränkungen und reduzierten Angeboten in Bezug auf Tauchreviere umgegangen? Hast du dich innerhalb des Tauchens umorientieren müssen oder dich mehr auf eine andere Tauchart wie beispielsweise Apnoe Tauchen oder Kaltwassertauchen konzentriert?
Alexander Kassler: „Ich habe schon zuvor Apnoe Tauchen gemacht oder bin mit einem Kreislaufgerät unterwegs gewesen. Allerdings denke ich, dass Corona viele Warmwassertaucher nun für heimische Tauchgebiete begeistern konnte und zu Kühlwasser- oder Kaltwassertauchern gemacht hat, das ist sogar belegbar. Es gab während des letzten Jahres mehr Tauchgänge in nationalen Tauchgebieten als je zuvor. Für mich selbst war Corona aber kein ausschlaggebender Grund mich umzuorientieren, da ich schon vorher in heimischen Gewässern aktiv war. Man muss aber auch sagen, dass das Tauchen in Deutschland ebenfalls nur eingeschränkt möglich war. Viele Seen und die Tauchbasen, die damit zusammenhängen, mussten teilweise geschlossen bleiben oder durften keine Gäste empfangen.“
Also konntest du im letzten Jahr nur wenig tauchen?
Alexander Kassler: „Glücklicherweise wohne ich in Leipzig, dort darf man an vielen der bekannten Seen auch privat tauchen. Was man hier deutlich bemerkt hat, war, dass die Sichtverhältnisse viel besser waren. Weniger Taucher bedeutet automatisch weniger Bewegung und damit klarere Sicht. Allerdings habe ich auch eine Tauchsafari in Ägypten gemacht – natürlich mit anschließender Quarantäne.“
Worauf muss man beim Tauchen in Deutschland achten? Kann man einfach so überall tauchen?
Alexander Kassler: „Das ist von Bundesland zu Bundesland und auch von den jeweiligen Gemeinden abhängig. In Deutschland gibt es Allgemeinverfügungen, das heißt es darf überall getaucht werden, wo es nicht verboten ist. Umgekehrt bedeutet das aber auch: Da wo es nicht ausdrücklich erlaubt ist, darf auch nicht getaucht werden. Die meisten Gemeinden erlauben das Tauchen in lokalen Seen nur mit einer Tauchschule. Diese waren, wie bereits erwähnt, während Corona leider geschlossen. Generell sollte man sich vor Ort immer schlau machen, ob man an dem jeweiligen See wirklich tauchen darf. Besser ist: Nicht einfach abtauchen, sondern vorab online informieren, örtliche Tauchschulen oder regionale/landesweite Tauchverbände zu Rat ziehen.“
Und welche Ausrüstung braucht man in heimischen Gewässern? Hier ist es schließlich deutlich kälter als in den „typischen“ Tauchgebieten.
Alexander Kassler: „Da es ab einer bestimmten Tiefe immer kälter wird und heimische Gewässer mitunter sehr tief sind, ist es wichtig, eine entsprechende Ausrüstung zu haben. Hinzu kommen die Sprungschichten, da kann es auch mal von 20 auf sieben oder acht Grad wechseln. Es ist also wichtig, gut vorbereitet zu sein. Das heißt: Der Atemregler sollte speziell für Kaltwasser gemacht sein und der Tauchanzug sollte mindestens sieben Millimeter dick sein, damit er warm hält. Alternativ gibt es auch Trockentauchanzüge, die kein Wasser an den Körper lassen; darunter zieht man dann spezielle Unterwäsche, etwa wie beim Skifahren. Wer also die ganze Zeit als Urlaubstaucher in warmen oder tropischen Gewässern unterwegs war, kann möglicherweise Schwierigkeiten bekommen, wenn er ins kühlere Wasser geht. Man sollte sich deshalb vorab gut informieren.”
Welche Tipps würdest du Tauchanfängern gerne mit auf den Weg geben? Ist das Tauchen in heimischen Gewässern für Anfänger geeignet?
Alexander Kassler: „Wer mit dem Tauchen anfangen möchte, dem empfehle ich einen Tauchverein aufzusuchen und einen Schnuppertauchkurs zu besuchen. Zum Anfang kann man auch schnorcheln gehen, in Deutschland lässt sich das wunderbar machen. Einfach eine Tauchmaske aufsetzen, einen dickeren Anzug ausleihen und abtauchen. Das habe ich zum Beispiel im letzten Jahr sehr viel gemacht. Tatsächlich gehört die Zone direkt unter der Wasseroberfläche zu der schönsten. Hier kann man beim Schnorcheln zum Beispiel beobachten, wie sich die Sonne spiegelt, und sehen, wie die Fische im Uferbereich unterwegs sind.“
Und was würdest du erfahrenen Tauchern beim Abtauchen in heimischen Gewässern empfehlen?
Alexander Kassler: „Ich würde jedem Taucher, der sich als erfahrenen Taucher bezeichnet, aber noch nie im Kaltwasser war, raten, das Ganze sehr langsam und mit Bedacht anzugehen. 1000 Tauchgänge im roten Meer qualifizieren einen nicht automatisch zum Kaltwassertauchen. Da es zwischen den heimischen und eher tropischen Gewässern einige Unterschiede gibt, insbesondere bezüglich Temperatur, Licht und Sichtmöglichkeiten, sollte man sich auf jeden Fall erkundigen, ob die eigene Ausrüstung den Anforderungen des Tauchplatzes entsprechen.“
Hast du beim Tauchen auch schon den ein oder anderen Schreckmoment gehabt?
Alexander Kassler: „Also Angst habe ich tatsächlich schon öfters bekommen, wenn man zum Beispiel ab einer bestimmten Tiefe einen Tiefenrausch bekommt oder der Luftvorrat nicht mehr so hoch ist wie er sein sollte, das sind solche Schreckmomente. Und dann gibt es auch Momente, da dreht man sich um und ein Blauhai stößt einem vor die Maske. Diese Schreckmomente sind aber auch mal gut, denn dann kommt man wieder zu sich und der gesunde Menschenverstand setzt wieder ein. Die größte Falle beim Tauchen ist nämlich, sich selbst zu überschätzen oder zu denken, mir passiert nichts.“
Mit Blick auf die letzten Monate und für die Zukunft: Wie wichtig ist und bleibt die boot Düsseldorf für die Tauchbranche?
Alexander Kassler: „Die boot ist immer wie ein großes Familientreffen. Besonders nachdem die boot einmal (2021) ausgefallen ist, ist da ein extremer Hunger nach einem Wiedersehen mit der Community. Ich persönlich empfinde die boot Düsseldorf als die weltweit wichtigste Plattform für die gesamte Tauchszene, auf welcher man mit allen, die das ganze Jahr über in der ganzen Welt verteilt sind, wieder zusammenkommt. Außerdem sind die Besucher natürlich heiß darauf, über neue Destinationen, Reviere sowie Neuheiten in Ausrüstung und Equipment zu erfahren, und bekommen dort dann alle relevanten Infos.“
Lieber Alexander, wir danken dir für deine Zeit und das tolle und informative Gespräch!
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