Einblicke in den Superyachtbau bei Princess Yachts
Eine Prinzessin entsteht mit Liebe zum Detail
Princess Yachts erlaubt auf der boot einen Blick hinter die Kulissen
Können ein Brauchwassertank, die Rückwand einer Schublade im Salontisch oder die Kabelstränge zwischen Brücke, Batterie und Navigationslichtern ausschlaggebende Elemente sein beim Kauf einer Megayacht wie der Princess 30 M, der größten ausgestellten Yacht auf der boot Düsseldorf 2017?
Kiran Haslam, Marketing Director der englischen Luxusyachtwerft Princess Yachts aus Plymouth, sagt zu dieser Frage ganz klar ja. Und darum bietet der über 2.000 qm große Stand der Werft in der Halle 6 der boot Düsseldorf in diesem Jahr neben den beeindruckenden Princess Yachten auch einige sehr ungewöhnliche Ausstellungsstücke und Präsentationen:
Eine Werkbank aus der Tischlerei der Yachtwerft mit einem halbfertigen Salontisch, der Einblicke in dessen inneren Aufbau erlaubt. Rollenweise Kabelstränge neben einer beispielhaft verkabelten Lichterführung an einem Yachtmast. Einen fertigen Brauchwassertank, wie er auf Princess Yachten verbaut wird, neben weiteren fertigen und halbfertigen Werkstücken aus der werfteigenen Metallwerkstatt. Oder auch verschiedene Laminatwerkstücke, im Querschnitt aufgesägt, um die Profilstärken zu zeigen.
„Alle Bauteile des Yachtausbaus, die wir auf einer Princess Yacht verbauen, werden in einem Umkreis von 16 km rund um Plymouth in unseren eigenen Werkstätten hergestellt.“ erklärt uns Kiran. Von der Festmacherklampe an Deck, über die Möbel und Türen unter Deck bis hin zu den Kabelbäumen im Innenleben der Yacht, in denen jedes Jahr 2.5 Millionen Meter Kabel verlegt werden, stellt Princess Yachts alle Bauteile in Eigenregie her. Die Werft ist mit dieser Fertigungstiefe bei ihren Schiffen einmalig auf dem Yachtmarkt, ein echtes Alleinstellungsmerkmal.
Liebe zum Detail
In Zeiten des Outsourcings, der Subunternehmer und der Just-in-Time-Lieferungen ist dies tatsächlich etwas Besonderes. Darum hat Princess Yachts im vergangenen 2016 begonnen, diese Firmenphilosophie, Princess Yachten möglichst vollständig in-house zu produzieren, aktiv im Marketing nach außen zu tragen. Auf dem Messestand sind zwischen den Yachtrümpfen beispielhaft Werkbänke aus der GFK-Werkstatt, der Tischlerei, dem Metallbau und der Elektrik aufgebaut. Werkstücke in verschiedenen Bearbeitungszuständen sollen den großen Wert veranschaulichen, den Princess Yachts in der Produktion auf die Liebe zum Detail legt.
„Die Fertigungstiefe unserer Yachten ist ein Kernbestandteil und gleichzeitig Ausdruck unserer Firmenphilosophie,“ erklärt Kiran Haslam. „Im Vordergrund stehen nicht wirtschaftliche Überlegungen, sondern unsere Fähigkeit, jedes Bauteil exakt so zu konstruieren, wie es den speziellen Anforderungen der jeweiligen Yacht entspricht. So holen wir für jede Yacht das Optimum heraus. Sei es hinsichtlich Raumgestaltung und Raumnutzung oder aber hinsichtlich Qualität bis ins Detail."
Fertigungstiefe als USP
Als Beispiel führt uns Martyn Hamly, der seit 22 Jahren bei Princess in der Tischlerei arbeitet, zu einem runden Kaffeetisch, den er extra als Ausstellungsstück so gebaut hat, dass an ihm die unterschiedlichen Fertigungsschritte deutlich werden und die Messebesucher einen Blick in das Innere der Konstruktion werfen können. „Normalerweise brauche ich 106 Stunden, wenn dieser Tisch für den Einbau auf einer Yacht gefertigt wird,“ berichtet Hamly. Unseren Blick dirigiert er auf die Rückwand einer der Schubladen. „Wenn man es einfach haben will, macht man die Rückwand einfach gerade. Aber es ist ja ein runder Tisch, also baue ich auch die Rückwand der Schublade in der Rundung, so dass der Raum im Tisch voll ausgenutzt wird.“
Präzises Handwerk
Ganz ähnlich verläuft das Gespräch an der Metallwerkbank. Nachdem Metallbauer Paul Stanbury, seit 6 Jahren Chef der 65 Handwerker in der Princess Metallwerkstatt, uns erst die Entstehungsgeschichte einer Festmacherklampe vom Hohlprofil bis zum hochglanzpolierten Endprodukt gezeigt hat, deutet er auf einen etwas unscheinbar und schief wirkende Kastenform aus Metall. „Genauso viel Aufmerksamkeit stecken wir in so einen Brauchwassertank.“ Die schräge Konstruktion ist also Absicht. Der Tank ist exakt so geformt, dass jeder Kubikzentimeter Raum, der auf der Yacht zur Verfügung steht, optimal ausgenutzt wird. Und alle Anschlussöffnungen sind so gesetzt, dass die Zuleitungen optimal angebunden werden können.
Und so müssen wir Kiran Haslam recht geben, als wir uns am Ende unseres fast eineinhalbstündigen Besuchs auf dem Messestand von Princess Yachts auf der boot Düsseldorf noch auf den ausgestellten Yachten umsehen und nach den vielen Werkstücken Ausschau halten, die wir an den Werkbänken in der Entstehung gesehen haben. Es gibt Schubladen, Brauchwassertanks und Kabelbäume, die über den Kauf einer Megayacht entscheiden können. Denn irgendwie sieht jedes kleine Teil auf diesen Luxusyachten für uns nun noch etwas besonderer aus als ohnehin schon.
Autor: Klaus-Gunnar Schneider Bilder: Simon Stevens / C. Tillmann Videos: Princess Yachts