Auf der boot gibt es alle nur erdenklichen Arten von Booten zu sehen. Eine Gruppe von Booten, die im Alltag der Superyacht-Crews, sowie für Gäste und Eigner von Großyachten extrem wichtig sind, werden von vielen boot Besuchern jedoch zunächst vielleicht eher weniger wahrgenommen. Dies sind die Beiboote der großen Yachten, Tender genannt, die Arbeitspferde der Yachtszene.
Wann immer das Mutterschiff in einer Bucht auf Reede vor Anker liegt, kommen sie fast pausenlos zum Einsatz, denn hier stellen sie die Verbindung zum Land her. Der bekannte Yachtkonstrukteur Rolf Vrolijk, Mitgründer und Chef des Konstruktionsbüros Judel/Vrolijk (am Gemeinschaftsstand „Deutsche Yachten“ in Halle 7a) kennt sich nicht nur mit den schnellen Rennyachten und modernen Fahrtenschiffen aus, für die seine Firma berühmt ist, sondern natürlich auch mit diesen zwar kleinen, aber doch so wichtigen Beibooten.
„Es gibt an Bord der Megayachten meist zwei Tender, einen Crewtender und einen für die Gäste. Das sind zwei völlig unterschiedliche Einsätze. Die Crew will ein kleines und handliches Boot, meist ein Schlauchboot oder RIB, das ist das Arbeitspferd zum Einkaufen.“ Die Gäste einer Superyacht klettern weniger gerne in ein solches Schlauchboot, schon gar nicht, wenn sie sich für einen Abend an Land entsprechend gekleidet haben. Welche Dame möchte schon gerne in einem von Salzwasser besprenkelten Abendkleid zur Party gehen?
Angepasstes Design
Noch einmal Rolf Vroljk: „Da muss ein festes Boot her, das ist dann vielleicht um die sechs Meter lang, da passen dann auch schon sechs bis acht Leute rein. Aber das Boot muss man eben auch auf dem Mutterschiff verstauen, und so sind fast alle Tender tatsächlich Custom-Designs, also speziell entworfen. Es gibt auch Werften, die sich auf den Bau solcher Beiboote spezialisiert haben. Nicht nur soll so ein Tender funktionell sein, auch das Design muss sich an das Mutterschiff anpassen. Wir entwerfen den Tender nach den technischen Vorgaben, damit er gut fährt und dann kommt der Hausdesigner, der die Motoryacht gestylt hat und geht noch einmal optisch drüber, damit es dann zum Mutterschiff passt.“
Visitenkarte der Yacht
Das Beiboot als Aushängeschild, als Visitenkarte der Yacht. Die kraftvoll gestylte Bronson 34 könnte sich da hervortun. Das zehn Meter lange Boot ist aber nicht nur ein Hingucker, es hat verschiedene Deckslayouts für jeden Zweck. Schnell ist es dabei immer, bis zu 45 Knoten soll es laufen können, und trocken. Selbst bei fast einen Meter hohen Wellen soll kein Spritzwasser ins Boot kommen. Allerdings dürfte die Bronson 34 für die meisten Yachten zu groß sein, um irgendwo unter Deck verstaut zu werden.
Bronson 34 von Steeler Yachts
Gozzo 33 von Apreamare
Mazu 38 von Mazu Yachts
Tender aus Deutschland
Auch die kleine, aber feine deutsche Werft Say Carbon Yachts mischt im Tendergeschäft mit. Die Werftgründer kommen aus der Automobilindustrie, haben dort Autoteile in Kohlefaser gebaut. Dieser Werkstoff ist natürlich auch erste Wahl für alle schnellen und leichten Boote, nicht nur Rennyachten, sondern eben auch flinke Motorboote und Beiboote. Die 105-Meter-Yacht „Lady Moura“ gehört zu den größten Privatyachten der Welt (aktuell steht sie auf Platz 28 der Rangliste der Megayachten) und hat zuweilen sogar einen Hubschrauber an Bord. Unter den Beibooten jedoch sticht eines hervor: Der „Say Cat“, ein leichter Carbon-Tender mit Katamaranrumpf für erhöhte Stabilität, der von der Say-Werft als Beiboot entworfen und mit einigen cleveren Details ausgestattet wurde.
Clevere Details
Der Say Cat hat ein festes Sonnendach, welches sich aber schnell herunterfahren lässt, damit das Boot unter Deck der Mutteryacht verstaut werden kann. Eine feste „Gangway“ im Bug, die sich bei Bedarf fast wie die Bugklappe eines Landungsbootes ausklappen lässt. Eine rundherum fest angebrachte Luftleiste als Dauerfender. Dieses Boot hat sich im täglichen Gebrauch als so praktisch erwiesen, dass sich der Kapitän der „Lady Moura“ auch im Namen des Eigners für den Tender bedankt hat. Wenn das keine Auszeichnung ist!
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