Sicherheit im Wassersport - elektronische MOB-Systeme
Sicherheit im Wassersport
Elektronische MOB-Systeme - ein Überblick
„Mensch über Bord!“– Nun zählt jede Minute! Das Auffinden eines Menschen im Wasser bei Seegang oder nachts ist oft fast unmöglich. Elektronische Helfer, die eine Peilung und Entfernung zur Person anzeigen, können das Auffinden erleichtern.
Die Hersteller der elektronischen MOB-Systeme gehen dabei unterschiedliche technologische Wege. Ob Bordsysteme, Satelliten- und Funkpeilung oder AIS SART-Sender, Torben Knappe Autor der WasserSport gibt eine Übersicht über die gängigen Systeme und deren Funktionsweise.
Bordsysteme Raymarine und Nasa Marine bieten Systeme an, die aus Sendern für die einzelnen Crewmitglieder und einer Basis-Station am Schiff bestehen. Bei diesen Systemen wird ein kleiner Sender am Körper getragen. Entfernt sich der Sender zu weit von der Basisstation, ist davon auszugehen, dass er sich nicht mehr an Bord befindet und es wird ein akustischer Alarm ausgelöst. Beide Systeme zeigen dann die Entfernung und Richtung zur Person an. Bei dem Life-Tag System von Raymarine wird die Position der Person im Wasser auf dem Raymarine-Plotter angezeigt. Bei dem Mann-Über-Bord-Indikator von Nasa Marine steht ein eigener Bildschirm zur Verfügung. Es handelt sich somit um ein in sich geschlossenes System. Die Alarmierung anderer in der Nähe befindlicher Schiffe muss jedoch durch die an Bord befindliche Crew z.B. über Funk vorgenommen werden.
Satelliten- und Funkpeilung Eine andere Technologie verfolgen die personenbezogenen Epirbs, die „Personal Locator Beacons“ (PLBs). Derzeit ist es aber nur möglich diese Geräte über Anbieter aus Großbritannien auf eine Person anzumelden. Dabei wird der PLB nicht auf ein Schiff mit einer MMSI-Nr. registriert, sondern einer Person zugeordnet. Diese Epirbs, die es bereits in der Größe einer Zigarettenschachtel gibt, senden neben der eigentlichen Seenotmeldung über Satellit auf 406 Mhz auch eine Peilfrequenz auf 121,5 Mhz zur Peilortung aus. Schiffe der Seenotrettung, Rettungsflugzeuge und Hubschrauber haben Geräte zur Einpeilung an Bord. Allerdings befinden sich auf den wenigsten Yachten entsprechende Geräte, so dass eine selbstständige Suche des Bootes, von dem aus die Person über Bord gefallen ist, in der Regel so nicht technologisch unterstützt wird.
AIS SART-Sender Ein weiterer technologischer Ansatz ist die Nutzung von AIS Notfallmeldungen. Hierbei senden sogenannte AIS-SART Sender auf den AIS Frequenzen eine Notfallmeldung und über einen integrierten GPS kontinuierlich die aktuelle Position aus. Diese Meldung und Position kann von allen Klasse A und B AIS Empfängern empfangen werden. Solche Sender gibt es in verschiedenen Größen, sie müssen größtenteils manuell ausgelöst werden, es gibt aber auch Systeme mit automatischer Auslösung. Der Vorteil von solchen Systemen ist, dass die Notfallmeldung theoretisch auf allen Schiffen mit einem AIS Empfänger gesehen und damit eingepeilt werden kann.
Mayday-Notruf muss abgesetzt werden Ein Mayday-Notruf muss aber trotzdem abgesetzt werden. Dass auch das eigene Schiff mit einem AIS-Empfänger ausgerüstet sein sollte, um selbstständig mit der Suche nach der Person im Wasser zu beginnen, versteht sich von selbst. Bei Auslösung wird zwar das AIS-SART Signal ausgesendet, dies ist aber i.d.R. nicht an einen Alarm an Bord gekoppelt. Eine hilfreiche Erweiterung ist der Digital Yacht Life Guard, der selbständig die AIS-Meldungen scannt und im Falle einer Notfallmeldung einen akustischen Alarm gibt. Auch sind nicht alle in der Schifffahrt gebräuchlichen AIS-Empfänger auf dem neuesten Software-Stand, so dass bei einigen Geräten dieses AIS-SART Signal u.U. lediglich als das Signal eines unbekannten Schiffes identifiziert wird und nicht als Notsignal.
Montage an Rettungswesten Bauart bedingt können durch Ecken oder Kanten der Geräte unter Umständen Beschädigungen an den Auftriebskörpern von Rettungswesten hervorgerufen werden. Einige Hersteller favorisieren bestimmte Systeme, die an den eigenen Rettungswesten getestet getestet sind. Der Vorsitzende des Fachverbandes Seenot-Rettungsmittel e.V. und Geschäftsführer der Firma Kadematic Michael Dibowski empfiehlt: „Wer so ein Gerät an seiner Rettungsweste montieren möchte, sollte sich vorher mit dem Hersteller in Verbindung setzen und nach der Kompatibilität und den Möglichkeiten der Anbringung fragen.“
Fazit Die MOB-Systeme sind ein guter Beitrag zum Auffinden über Bord Gefallener. Die AIS-Sart Systeme ermöglichen die zielgerichtete Suche sowohl durch die Yacht des Verunglückten als auch durch weitere Schiffe. Idealerweise wird der Einsatz der Geräte aber durch Eigensicherung an Bord vermieden. Das Einpicken mit einer stabilen Lifeline an einer sorgsam gewarteten Rettungsweste mit geprüftem Lifebelt und sicherem Verschlusssystem ist immer noch die beste Sicherung. Manchmal kommt es jedoch dümmer als man denkt. Dann kann der Notsender der entscheidende Lebensretter sein.
Autor: Torben Knappe - boatoon.com
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