Über Trends, verschiedene Bootstypen, Liegeplätze und Zulassungen
Einst begann es ganz pragmatisch und eher aus einer Notwendigkeit heraus. In den Niederlanden der 1950er, 60er und 70er Jahre, als Wohnraum an Land knapp war und immer mehr kleine Frachtschiffe ausgemustert wurden.
Zuerst waren es meist Künstler und Hippies, die sich die alten Küstenfahrer zu Wohnzwecken umbauten. Heute ist das Leben auf einem Wohnschiff jedoch alles andere als einfach oder gar billig. Die Liegeplätze in den europäischen Metropolen sind gefragt und teuer, und viele Wohnschiffe sind phantasievolle und technisch aufwendige Umbauten, die so manch ein Designerloft in den Schatten stellen. Hinzu kommen immer mehr neu gebaute Hausboote, von Architekten entworfen, stylish und modern – zu sehen in Amsterdam, Paris oder London ebenso, wie in zunehmend mehr Häfen entlang der Küsten oder Binnenwasserstraßen.
Wohnschiffe in den Metropolen
In vielen Städten unserer europäischen Nachbarländer gehören Hausboote und Wohnschiffe jeglicher Art schon seit vielen Jahrzehnten zum gewohnten Stadtbild und fast immer werden die entsprechenden Viertel durch die Boote bunter, lebendiger und attraktiver. So weit sind wir in Deutschland noch nicht. In den Metropolen (Hamburg oder Berlin) liegen nur vereinzelte Hausboote und es ist anscheinend einfacher, in den kleineren Küstenstädten geeignete Liegeplätze zu finden; vor allem entlang der Ostseeküste tut sich da einiges.
Schön anzusehen
Schön vor allem für Feriengäste, aber auch für die ersten Dauerbewohner. In Hamburg liegen sieben Hausboote beispielsweise auf dem Hochwasserkanal, einem Nebenarm der Bille, fast im Zentrum der Stadt, nicht weit vom S-Bahnhof „Berliner Tor“. Es ist ein lebhafter, quirliger Stadtteil, aber das Victoriakai-Ufer, der Liegeplatz der Hausboote, ist eine eher ruhige Ecke. Auch an anderen Stellen der Hansestadt sind Hausboot-Liegeplätze genehmigt. Diese sind dann für die „Immobilien“ unter den Booten, festliegende Häuser also, die auch an das Ver- und Entsorgungsnetz der Stadt angeschlossen sind.
Starke Nachfrage
Technisch ist dies die einfachere Lösung, politisch dagegen eher schwierig. Denn die Nachfrage nach Hausboot-Liegeplätzen übersteigt derzeit das Angebot bei weitem – nicht nur in Hamburg. Nicht immer sind die Zuständigkeiten bei den Behörden eindeutig geregelt, oft sind die ans Wasser angrenzenden Flächen als reine Gewerbegebiete ausgewiesen, in denen das Wohnen nicht erlaubt ist. Andere Hürden sind Schiffsverkehr, Tidenhub oder Naturschutz. Obendrein ist für die Behörden das Genehmigungsverfahren für einen Hausbootliegeplatz immer noch Neuland und so wird das Thema entsprechend vorsichtig angegangen.
Hausboot als Sportboot zulassen
Einfacher wird es, wenn das Hausboot offiziell als Sportboot zugelassen ist. Dann kann es beispielsweise auch im Yachthafen liegen; allerdings wird es dann unter Umständen technisch aufwändiger: Nicht immer kann man sich da so einfach in die Ver- und vor allem Entsorgungsleitungen einklinken. Dann braucht man zum Beispiel entweder einen Schmutzwassertank, der regelmäßig entleert wird, oder ein bordeigenes Klärwerk. Nicht jedes offiziell als „Sportboot“ zugelassene Hausboot eignet sich zum Fahren: Ein kleiner Außenbordmotor, der an einem eher großen Ponton mit Haus drauf befestigt ist, kann höchstens mal beim Manövrieren helfen, wenn beispielsweise innerhalb eines Hafens der Liegeplatz gewechselt werden muss.
Ob Sportboot oder Immobilie, die Frage entscheidet schon mit über das „Fundament“ des schwimmenden Hauses. Möglich sind Schwimmkörper unter anderem aus seewasserbeständigem Aluminium oder aus Beton. Beide Materialien haben ihre Vorteile, beide sind so gut wie wartungsfrei. Für die „Sportboote“ muss es schon Aluminium sein, auch ist ein Betonschwimmer für manche Steganlagen zu schwer – letztendlich ist das, wie so vieles andere auch, immer eine Frage der jeweiligen Gegebenheiten. Die Lösungen sind so individuell, wie die Hausboote und deren Bewohner.
Fahrende Wohnschiffe
Noch einmal anders verhält es sich mit den fahrenden Wohnschiffen. Dies sind dann tatsächlich voll fahr- oder segeltaugliche Schiffe, die aber ebenfalls zum dauerhaften Bewohnen genutzt werden. Beliebt in dieser Kategorie sind die umgebauten Binnenfrachter vor allem aus den Niederlanden, aber auch aus Belgien oder Frankreich, die, zwischen rund 20 und 30 Meter Länge, irgendwann zu klein wurden um noch rentabel Fracht zu fahren; die aber von ihrer Größe her zum Bewohnen ideal sind.
Sie bieten sehr viel Raum an Bord und lassen sich, mit einiger Übung, trotzdem noch fahren. Allerdings, diese Art von Schiff kann schon mal 100 Jahre oder noch älter sein und nicht alle sind perfekt restauriert. Am professionellen Gutachter sollte man beim Kauf solch eines Schiffes also auf keinen Fall sparen. Etliche Makler vor allem in den Niederlanden haben sich auf die Vermittlung solcher fahrenden Wohnschiffe spezialisiert.
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