Schwojen - Auch das unter Winddruck oder Stromeinfluss sehr unterschiedliche Verhalten der Yachten ist zu berücksichtigen. Während sich schwere Boote mit längerem Kiel vor Anker meist in den Wind legen und kaum bewegen, fahren leichte Kurzkieler in Böen emsig hin und her. Liegt man zu eng, kann es zur Kollision kommen.
Zu wenig Kette Ausgesprochen schlechte Karten hat man, wenn Schietwetter aufzieht und nicht genügend Kette oder Trosse gesteckt werden konnte. Gerät das Boot dann ins Treiben, hängt man entweder im Grundgeschirr des Nachbarn fest, bringt ihn und andere in Gefahr oder driftet auf den nächsten Sand - weil sich in der Hektik die Leine des Beibootes in der Schraube vertörnt hat. Meist spielt sich das Ganze dann auch noch in dunkler Nacht und bei heulendem Wind ab.
Faustregel: Nur dann vor Anker gehen, wenn mindestens das Fünffache der Wassertiefe an Kette gesteckt werden kann, ohne dem Nachbarn zu nahe zu kommen. Um nach dem Ankerfallen den Schwojkreis abschätzen zu können, ist eine Ankerboje eine gute Hilfe.
Zeit lassen Das Kommando "Fallen Anker!" darf nur dann gegeben werden, wenn das Schiff keine Fahrt mehr durchs Wasser macht. Danach gibt man Rückwärts und nimmt langsam über den Achtersteven Fahrt auf. Währenddessen steckt die Crew auf dem Vorschiff gleichmäßig Kette oder Trosse und meldet die durchgehenden Kettenlängen nach achtern. Wichtig ist dabei, dass man nach dem Fallen des Ankers nicht gleich die gesamte Kette ausrauschen lässt, sondern nur so viel, wie sich das Schiff holt. Sonst fällt die Kette auf den Anker, verhakt sich an ihm und verhindert sein Eingraben.
Vibrationsalarm Um zu prüfen, ob der Anker hält, steckt man zuerst nur etwa die Hälfte der vorgesehenen Kettenlänge. Dann wird die Bremse am Spill angezogen und dem Mann am Ruder vorher mit Handzeichen "Auskuppeln" signalisiert. Sitzt der Anker fest, törnt der Bug ein: Er schwingt in Richtung der steif kommenden Kette. Dann lässt man das Schiff wieder langsam Fahrt aufnehmen, steckt entsprechend der Wassertiefe weiter Kette (oder Trosse) und zieht wieder die Bremse an. Auf unsicherem Grund sollte man anschließend noch einmal kurz mit etwa halber Kraft zurück geben, um den Anker tiefer in den Grund zu fahren. Bleibt dabei der Vorsteven eingetörnt und lässt sich durch Auflegen der Hand auf die Kette keine Vibration feststellen, ist erst einmal Feierabend - Vibration ist ein untrügliches Zeichen für das Rutschen des Ankers.
Ankerball setzen nicht vergessen!
Zweitanker bei unsicherer Wetterlage Ist die Wetterlage unsicher, empfiehlt es sich gleich, den zweiten Anker mit dem Beiboot auszufahren, damit diese Arbeit nicht im Starkwind und ruppigen Seegang gemacht werden muss. Er sollte dann etwa 30 Grad zum ersten Anker und rund 20 Meter weiter voraus fallen. Als Orientierungshilfe dient dabei die Ankerboje des Hauptankers. Im Starkwind wird der Trossenzug des zweiten Ankers dem der Kette angepasst. Ganz wichtig: Die Trosse muss gegen Schamfilen geschützt werden, am besten durch ein Schlauchstück.
Vorteil von zwei Ankern Viele Segler sind der Meinung, dass ein Anker für jedes Wetter ausreicht, vorausgesetzt, er ist richtig dimensioniert, und es ist genügend Kette und/ oder Trosse gesteckt. Aber während des Durchganges schwerer Böen kann man deutlich beobachten, wie der hin und her pendelnde Bug den Druck auf beide Anker verteilt. Sicher, man kann die Haltekraft beider Anker nicht einfach addieren, aber der ausgebrachte zweite Anker unterschiedlichen Typs hat einen Riesenvorteil: Hält einer der beiden durch den für ihn weniger geeigneten Grund nicht, dann hat man immer noch den zweiten zur Verfügung, der vielleicht gerade für diesen Grund besonders geeignet ist.
Lieber nicht "Verkatten" Der Vollständigkeit halber sei noch das sogenannte "Verkatten" erwähnt, ein Ankermanöver, während dem eine zweiter Anker auf dieselbe Kette gesteckt wird. Auch hiervon ist aus praktischen Erfahrungen abzuraten: Das Ausbringen der Anker und spätere Hieven ist mühselig und häufig genug mit einem Anker- und Ketten-Wuling verbunden.
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