Klimawandel an Bord - Kompakte Systeme auch zur Nachrüstung
Yachtwerkstatt
Klimawandel an Bord - Kompakte Systeme auch zur Nachrüstung
Drückende Schwüle liegt bleiern über dem Hafen. Die Sonne brennt vom dunstigen Himmel. Kaum ein Windhauch weht, die Luftfeuchtigkeit liegt nahe den 100 Prozent. Unter Deck ist es kaum auszuhalten, in der Koje fühlt es sich an wie in einer Bratröhre... Feiner Nieselregen geht nieder, kalter Wind weht ums Eck. Klamm ist jedes Polster an Bord. Die Feuchtigkeit kriecht in alle Winkel. Öffnet der Eigner nach längerer Zeit sein Schiff, schlägt ihm muffigfeuchter Geruch entgegen...
Wer in solchen Situationen eine gute Heizung oder eine Klimaanlage an Bord hat, ist fein raus. Wie auch im KFZ-Bereich, hat der Klimawandel an Bord bereits stattgefunden. Was unter globalen Gesichtspunkten eine Katastrophe wäre, ist hier eine erfreuliche Entwicklung, die von einer zunehmenden Zahl von Eignern gerne angenommen wird. Grund dafür sind die immer kompakter werdenden Geräte und ausgereifte, technischen Lösungen der Hersteller, die auch eine Nachrüstung an Bord ermöglichen.
Luftentfeuchtung im Foku Selbst kleinen Yachten und Booten bleibt dieser Luxus zumindest unter technischen Gesichtspunkten heute nicht mehr verwehrt. Viele Yachten sind heute schon von Haus aus zumindest optional mit einem kombinierten Klima- und Heizgerät ausgestattet. Neben der Temperaturregulierung steht bei allen Anlagen auch der Aspekt der Luftentfeuchtung im Fokus.
Gesundes Raumklima an Bord Bei der reinen Heizung ist die Situation klar und seit vielen Jahren etabliert. Neben dem klassischen Ofen sind es vor allen Dingen Warmluft- oder Warmwasserheizungen, die an Bord von Yachten installiert werden. Wer einmal den Genuss einer Heizung an Bord erlebt hat, wird sie nicht mehr missen wollen. Insbesondere in unseren Breiten sind sie auf den meisten Yachten selbstverständlich. Neben der behaglichen Wärme, der damit verbundenen Verlängerung der Saison oder auch nur der Überbrückung einiger feuchtkalter Sommertage ist die Entfeuchtung der Luft ein nicht zu unterschätzender Aspekt. Dies trägt zu einem gesünderen Raumklima an Bord bei, verhindert die Bildung von Schimmelsporen und schützt Polster und Innenausbau vor Feuchtigkeitsschäden und muffigem Geruch.
Die Funktionsweise ist einfach: Beim Luftheizgerät wird die Luft über einen mit Diesel betriebenen Brenner erwärmt und dann durch einen Ventilator über ein Schlauchsystem an Bord verteilt. Die Luft wird aktiv umgewälzt und die Entfeuchtung der Luft ist effektiv. Bei der Wasserheizung wird das Heizungswasser ebenfalls über einen Brenner erwärmt und durch die Heizkörper an Bord gepumpt. Durch die Konvektionswärme der Heizkörper erfolgt ebenfalls eine Umwälzung der Luftmassen. Wasserheizungen können oft auch für die Aufbereitung von Warmwasser in einem Boiler genutzt werden.
Funktionen von Klimaanlagen Klimaanlagen für Boote und Yachten haben mehrere Funktionen. Neben dem reinen Kühleffekt ist auch hier der Aspekt der Luftentfeuchtung wesentlich. Darüber hinaus können viele Klimaanlagen mit der so genannten Umkehrfunktion als Wärmepumpe bis zu einem gewissen Grade auch zum Heizen verwendet werden. Da für die meisten Bordklimageräte Seewasser zum Kühlen verwandt wird, sollte dieses für die Heizfunktion allerdings nicht kälter als sechs Grad Celsius sein, da die Anlage sonst ineffizient arbeitet. Im Vergleich zu Heizungen haben Klimaanlagen prinzipiell natürlich eine genau entgegengesetzte Aufgabe: Sie sollen der Luft Wärme entziehen. Sehr vereinfacht dargestellt besteht ein Klimagerät im Prinzip aus zwei Einheiten: Dem Verflüssiger und dem Verdampfer. Letztlich soll Wärme von einer Einheit zur anderen gebracht werden.
Klimaanlagen sorgen für Wohlfühlklima unter Deck
Den Transport der Wärme übernimmt hierbei ein Kältemittel mit im Vergleich zum Wasser sehr niedrigem Siedepunkt als Medium. Ein Verdichter bringt das gasförmige Kältemittel unter hohem Druck auf hohe Temperaturen. Das unter Druck stehende Gas strömt durch die Anlage in den Verflüssiger, wobei es Wärme abgibt, kondensiert und sich verflüssigt. Die Abwärme kann dabei zum Beispiel von einem Seewasserkreislauf aufgenommen und abtransportiert werden. Das flüssige Kältemittel fließt in eine Rohrschlange durch den Verdampfer in dem es sich entspannt. Dies geschieht sehr plötzlich, so dass der Druck schlagartig abfällt und das Mittel wieder gasförmig wird und sich dabei stark abkühlt. Dadurch wird die in dem System der Anlage zirkulierende Luft ebenfalls abgekühlt, da das Gas die Wärme absorbiert. Die Feuchtigkeit in der Luft kondensiert dabei und lagert sich z.B. in einem Sammler ab.
Die kühle Luft kann dann über Ventilatoren in der Umgebung verteilt werden. Das erkaltete Kältemittel ist nun wieder gasförmig, kann in den Verdichter zurückströmen und der Kreislauf beginnt von neuem. Bei der Spezifizierung von Klimaanlagen wird oft die Kühlleistung in BTU (British thermal unit) pro Stunde (BTU/h) angegeben. Eine BTU entspricht der Energiemenge, die für die Erwärmung von einem Pfund Wasser um ein Grad Fahrenheit benötigt wird. Die Umrechnungsfaktoren lauten: 1 BTU= 1,055kJ und 1 BTU/h = 0,293 W.
Die Hersteller bieten heute unterschiedliche Systeme an. Neben den reinen Heiz-oder Klimageräten sind es in den letzten Jahren auch kombinierte Lösungen, die entwickelt wurden. Welche Klimaanlage oder Heizung die Richtige ist, hängt von vielen Faktoren ab. Zum einen sind die Platzverhältnisse an Bord ausschlaggebend, dann sind die Größe und die Lage des zu klimatisierenden oder zu heizenden Raumes entscheidend. Ein Salon im unteren Deck benötigt ggf. eine weniger leistungsfähige Einheit, als ein Deckshaus mit großen Fensterflächen. Informationen geben hier die Fachhändler und Hersteller.
Nicht außer Acht lassen sollte der vorrausschauende Yachteigner, dass all diese Anlagen Strom verbrauchen und das Strommanagement an Bord entsprechend angepasst werden muss. Eigner sollten sich also fachkundig informieren und beraten lassen. Letztlich wird eine Yacht durch den Einbau einer solchen Anlage aufgewertet und der Lebenskomfort an Bord erheblich verbessert. (cs)