Angst macht seekrank
Tatsache ist: Es gibt kein Patentmittel, so dass durchaus einige skurril erscheinende Tipps hilfreich sein können. Denn Psychologen, die sich intensiv mit der Kinetose auseinander setzen, wissen inzwischen, dass unser gesamtes Persönlichkeitsbild entscheidend zur Entwicklung und zum Verlauf der Seekrankheit beiträgt. Das heißt im Klartext: Wer Angst hat, wird schneller seekrank, Gerüche von Diesel, Schmutzwasser oder Essen verstärken das sich entwickelnde Unwohlsein, starke Geräusche wie Motorengedröhn, Wind wirken beeinträchtigend. Bestätigte Praxistipps: Bereiten sie sich auf den Törn mit Welle vor. Frühstücken Sie normal, warm aber nicht beengend anziehen, sorgen Sie dafür, dass alle persönlichen Sachen, die Sie während des Törns gebrauchen, am Mann sind, um spätere Gänge unter Deck zu vermeiden. Kümmern Sie sich um eine feste, verantwortliche Aufgabe an Bord, finden Sie für sich einen guten, weil sicheren Platz.
Medikamente
Der Markt bietet heute rund 50 verschiedene Mittel. Doch egal, ob geschluckt, hinters Ohr geklebt, gelutscht oder rektal genommen ... kein Medikament ist ohne Nebenwirkungen, denn die wichtigsten Wirkstoffe dämpfen die Abläufe im Nervensystem. Das bedeutet: Sie müssen sich zwar nicht übergeben, doch Ihre Umwelt ist Ihnen egal, man steht "mehr oder weniger neben sich". Also warum gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen? Probieren Sie ein landläufiges Mittel gegen Reisekrankheit wie Rodova, Reisegold, Bonamin oder Peremesin. Basis genannter Medikamente sind Dimenhydrinat bzw. Meclozin, die ca. eine Stunde vor Törnbeginn wirken. Die "härteren" Mittel Stutgeron oder Scopoderm-Pflaster sind verschreibungspflichtig, und die Aussagen über Wirkungsweise und Nebenwirkungen sehr widersprüchlich. Einige Profiskipper machten die besten Erfahrungen, die Marine setzte die Pflaster aufgrund von Halluzinationen und gravierenden Sehstörungen nicht mehr ein.
Alternativen
Unterschiedliche Erfolge zeigen Akupressurbänder, die den Nei-Kuan-Punkt stimulieren. Das bisher nur in den USA erhältliche Relief-Band, das elektrische Reize auf den Punkt ausübt, leistet dagegen den US-Piloten beste Dienste. Ingwer, das Pulver aus dem Wurzelstock der südostasiatischen Staude, wurde schon in der Antike bei Magenproblemen eingesetzt. Heute Bestandteil des Medikaments Zintona, das ohne Verschreibung in Apotheken erhältlich ist.
Seekrankheit als Lernprozess
Wie sollen wir vorbeugen? Gar nicht! Lassen Sie den ersten Törn mit beschriebener persönlicher Vorbereitung auf sich zukommen. Sie wurden seekrank? Na und? Probieren Sie den zweiten Tag, und im Regelfall werden sie schon gelernt haben, damit umzugehen. Sie haben auf ihrem 7-Tage-Törn 6 Tage lang über der Reling gehangen und alle geschilderten Symptome erlitten? Dann bleiben Sie an Land und widmen sich ihren Rosenstöcken!
Quelle: Charter Horizonte