Timmendorf statt Trinidad – Weltumsegelung gestoppt wegen Corona

 „Unsere letzte Station war Martinique. Es war eigentlich schon alles zu, aber als EU-Mitglieder durften wir dort noch bleiben“, sagt Christoph Nelles. Doch es werden immer mehr Häfen geschlossen, die geplante Einreise nach Trinidad verschiebt sich weiter und weiter. Die USA sind irgendwann keine Alternative mehr für die Hurrikane-Saison. „Dann haben wir überlegt, dass wir doch ein tolles Boot haben und die Zeit jetzt im Mai/Juni auch ideal ist. Warum sollen wir nicht einfach zurück segeln?“ Kurzer Hand wird das Boot vollgebunkert und die Leinen losgeschmissen. 32 Tage ist das Ehepaar mit einem Mitsegler auf See. Quarantänemäßig der wohl sicherste Ort. Auch wenn sie von Stürmen zeitweise ganz schön durchgeschüttelt werden.

„Eigentlich wollten wir etwa ein halbes Jahr in Deutschland bleiben. Aber jetzt haben wir die Pläne geändert, weil wir sehen, dass die Welt Kopf steht. Trinidad ist bis heute nicht geöffnet.“ Doch Christoph und Ellen-Maria nehmen es gelassen: „Die Ostsee ist ja auch schön. Jetzt segeln wir erst mal dort und schauen, wie es in ein, zwei Jahren aussieht. Wir kennen Weltumsegler, die im August die andere Richtung wählen und in die Karibik segeln wollen. Wir denken aber nicht, dass jetzt gerade die richtige Zeit dafür ist.“

Hier sind ein paar Auszüge aus dem Logbuch der JOYA:

18.386416, -64.718056   18.März 2020
East End
Am letzten Tag, bevor die Grenzen schließen, klarieren wir in Sopers Hole in den BVI ein.


18.500773, -64.368553 28. März 2020

Wir verlassen die BVI im Total Lockdown und hoffen auf St. Kitts Nevis.


17.292954, -62.727127  31. März 2020

Auch St. Kitts hat leider seit heute Total Lockdown, wir werden von der Küstenwache mit Blaulicht wieder auf das offene Meer eskortiert.


16.217065, -61.535883  10. April 2020

Wir erreichen die Hauptstadt von Guadeloupe und verbringen die nächste Woche hier im Lockdown in einer industriellen Bucht.

16.516667, -59.33333 – 23. Mai 2020

Die ersten 150 Seemeilen liegen im Kielwasser. Der Wind hat deutlich nachgelassen und bläst aus SO, direkter Kurs Azoren liegt an.


22.305, -53.033333 – 27. Mai 2020

Der Wind hat zugenommen aber weht immer noch aus SO. "Die Tage auf See gehen so schnell vorüber" und tatsächlich hat unser Tag nur ca. 23 Std und 50 Min, da wir uns täglich gut 220 Km in Richtung NO bewegen. Heute, am 6. Tag auf See haben wie die Uhr eine Std. vorgestellt auf UTC -3 (Grönland oder Brasilien Zeit). Joya stampft tapfer durch die etwas aufgewühlte See.

44.7397, -39.3967 – 9. Juni 2020

Seit gestern befinden wir uns auf dem Transatlantik-Express, mit Geschwindigkeiten bis zu 12 Knoten haben wir ca. 190 Seemeilen in 24 Std. geschafft. Der Gennaker wird dabei an die Grenze der Belastbarkeit gebracht, hoffentlich hält er durch. Heute wird die Zeit wieder eine Std. vorgestellt, dann sind es nur noch 4 Std. bis Kölle, Du ming Stadt am Ring..., schön wär's, aber vor der Sommersonnenwende wird das wohl nix.


49.4833, -18.2333 – 16. Juni 2020

Der 26. Tag auf See und damit erneut ein Tag ohne Corona-Update, wie hat sich wohl die Pandemie entwickelt? Trotzdem war die Pause vom täglichen Blick auf die Tagesschau-App sehr wohltuend. Und was sonst wohl alles passiert ist, gehört "Little" Britain noch zur EU, ist Trump immer noch im Amt?


51.3833, 2.9667, Belgium – 22. Juni 2020

Der 32. und letzte Tag unserer aufregenden Reise über den Nordatlantik geht zu Ende und in 2 Stunden werden wir Breskens erreichen, wo eine große Delegation unserer Familie auf uns wartet, wir sind alle überglücklich und dankbar. Ein Hoch auf JOYA!!!